In Bern haben wir übrigens auch einen Gambrinus-Gring, Ecke Waisenhausplatz/Neuengase:
Und zwar war dieser im Logo der Brauerei Gassner, die sich unter dem Eisenbahnviadukt befindet. Schauen wir noch im hauseigenen Biermuseum nach. Aha:
Die Berner Brauerei Gassner wurde 1785 gegründet und braute bis 1968 Bier (Übernahme durch die Gurten-Brauerei).
Ab 1969 wurde das Gebäude von Musikern und Kulturschaffenden als Ateliers genutzt, u. a. von Franz Gertsch.
Damit ist seit zwei Wochen Schluss, wie ich gerade sehe, weil die Besitzerin der Liegenschaft - Tochter des letzten Brauers - den Künstlern gekündet hat. Und das Abschiedsfest der Künstler habe ich auch verpasst (BZ vom 22.3.12). Schitt.
Zum Trost hier noch zwei Bilder der Brauerei in voller Aktion:
Ja, der Separatdruck "Die Schweizerische Brauindustrie" aus der Sondernummer der Schweizer Brauerei-Rundschau anlässlich des 12. Kongresses der European Brewery Convention in Interlaken 1969, Jahrgang 80, Nr. 5, Seiten 85-172, Mai 1969, ist eine wahre Fundgrube. - Aber Moment: Gehören die Bilder wirklich zur Brauerei Gassner und nicht etwas zur Actienbrauerei Frauenfeld? Ich fragte einen, der es wusste: Martin Wartmann, dessen Familie die Actienbrauerei Frauenfeld zuletzt noch führte, der dann das Ittinger Klosterbräu erfand und heute die wunderbaren "Wartmann's Biere" im Brauhaus Sternen Frauenfeld braut. Hier also seine Antwort:
Guten Abend Herr Geiser
Die Bilder zeigen keine Anlagen der Actienbrauerei Frauenfeld
Wir hatten ein Steinecker Hydrosudwerk im Einsatz und kein klassisches Kupfersudwerk
Actienbrauerei Frauenfeld
Martin Wartmann
(e-mail vom 23. Oktober 2008)
Aber wollen wir jetzt vielleicht doch noch auf Pilsen in Böhmen und auf das dortige Gambrinus-Bier zu sprechen kommen, um das es hier ja eigentlich geht? Es hat die für tschechisches Pilsner typische sattgelbe Farbe, 4.1 % Alkoho, ist vorne malzig, hinten hopfig, verschtooschwanimain. Die Brauerei befindet sich auf dem Gelände der Pilsner Urquell, und zwar wirklich separat. Zwei Brauereien auf demselben Gelände desselben Konzerns (mittlerweile SABMiller [South African Breweries und Miller USA]), die zwar dieselben Abfüllanlagen benutzen, aber wirklich getrennte Sudhäuser haben (Pilsner Urquell kupferne Maisch- und Läuterbottiche, Gambrinus solche aus Edelstahl). Und es werden sogar verschiedene Bierhefestränge benutzt (Pilsner Urquell: H, Gambrinus: W). Sogar über eine eigene Mälzerei verfügt die Stätte noch; man verwendet Gerste aus Böhmen und Mähren.
Die Brauerei Gambrinus wurde 1869 als "Erste Pilsner Actienbrauerei" gegründet und nannte ihr Bier zuerst "Kaiserquell", später "Gambrinus". Der letztere Name sprang schliesslich auf die Brauerei über. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Brauerei mit dem "Bürgerlichen Brauhaus" in Pilsen, welches das Pilsner Urquell herstellte, zusammengeschlossen.
Noch eine Anekdote. Im Tschechischen betont man ja alle Wörter auf der ersten Silbe. Als einmal meine Kollegin mit tschechischen Wurzeln bei uns war (diejenige, die mir die tschechischen Bierhomepagetexte übersetzt, ich ihr im Gegenzug bei lateinischen Texten bei ihrer Habil half) und ich Gambrinus auftischte, rief sie erfreut aus: "Ah, Gambrinus!"
Gambrinus sponsert überdies die oberste tschechische Fussball-Liga, die derowegen "Gambrinus liga" heisst.
Hier noch zwöidrü Büudeli der Brauerei.
getrunken am 16.12.11
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen