Samstag, 25. Juni 2011

Bier 71: Flensburger dunkel

Gleich vorweg: Die ganz grosse Flensburger-Hymne kommt noch, und zwar beim legendären Flensburger Pilsener. Hier afe das dunkle, weil es am Ablaufen ist. Das heisst, eines der beiden Fläschli, die ich ins Glas zusammeschütte, ist abgelaufen (29.4.11), das andere nicht (30.6.11). Ein Fehler, wie sich zeigen wird. Das abgelaufene verdirbt nämlich das nichtabgelaufene, und ich muss beide uslööse, wie der Fchübuuchgech sagen würde. - Ja, weshalb schüttet er denn überhaupt zwei Fläschli zusammen? möchte der geneigte Leser fragen. - Esischäbeso. Mein Flensbigger-Glas fasst 40 cl, das Fläschli nur deren 33. Gut, das Bild ist aufgenommen worden, als ich erst das eine Gütterli - übrigens das traditionelle, legendäre Flensburger-Bügelfläschli - ins Glas geleert hatte; man sieht es der hohen Schaumkrone an. 



Weshalb also dann doch noch die wenigen Centiliter aus dem anderen Fläschli reinschütten? Weil es mir widerstrebt und überhaupt gegen jegliche zivilisatorischen und kulturellen und menschenrechtlichen Errungenschaften geht, ein kleineres Bier in ein grösseres Glas einzuschenken. Schon ein gleichgrosses Glas ist eine Unsitte, z. B., wenn man in der Beiz ein Spezli in einem 3-dl-Glas serviert bekommt. Der Gast soll sich nachschenken können.

Wer kann schon ahnen, dass ein nur zwei Monate abgelaufenes Bier schon hinüber ist? Auf jeden Fall musste ich für meine Einschenk-Pedanterie insofern büssen, als zwar das Glas dann ganz voll war, das Bier dafür verdorben. Warum übrigens ein 4-dl-Glas? Das ist eben auch so eine Unsitte (siehe Bier 60, Haldengut Lager); aber ich habe das Glas von der Maturreise 1994, uh, uh, legendär, aber davon dann wie gesagt in der Hymne übers helle Flensburger Pilsener.

Jetzt also vielleicht doch noch zum Bier; dafür ist der Blog ja primär da. Es hat 4.8 % Alkohol. (Zum Glück habe ich noch ein zwei Schlucke genommen, bevor ich mit dem überegheite nachgeschenkt habe! Die Degustationsanmerkungen sind also ernstzunehmen - zumindest in dem Grad, wie ein solcher Blog überhaupt ernstgemeint sein kann.) Die Farbe ist nicht so dunkel, wie es der Bierteller formuliert: "Flensburger Dunkel. Irgendwie mild. Und ganz schön dunkel." Man merkt, Kritikern soll a priori der Wind aus den Segeln genommen werden. Beispiele: Das dunkle Jever (das dann aber wirklich dunkel war!) wurde nach wenigen Jahren infolge Misserfolgs nicht weitergebraut, und über das Flensburger Weizen wird im Norden geschnödet. Argumente: Weizenbier gehöre nach Bayern, ins Fass oder Glas, aber nicht in eine Flasche, schon gar keine 33-cl-Flasche... Der Biergeschmack der Norddeutschen verträgt keine Experimente (derjenige der übrigen Deutschen wohl auch nicht.)

Also, die Farbe ist, wie gesagt, gar nicht so dunkel, sondern etwas dunkler als bei einem Altbier vielleicht. Der Geschmack ist aber erstaunlich 'dunkel'; ziemlich malzig, und trotzdem kommt auch eine pilsige Hopfenbittere deutlich zur Geltung. Ein gutes Bier - ausser, es ist abgelaufen und hinüber -, aber eigentlich, eigentlich haben sie im Norden ja schon recht: Die Pils von dort sind besser; Dunkels kann man in München trinken. Oder natürlich in Tschechien, siehe z. B. Bier 29 (Velkopopovický Kozel dunkel).
getrunken am 25.6.11

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