Freitag, 18. Februar 2011

Bier 25: Wädenswiler Single Malt

Über die Geschichte der Brauerei ein andermal. Das Bier hat 6.5 %, ist zuerst süss, etwas rauchig, sehr alkoholisch, dickflüssig, ev. zu einer Cigarre. Ist mir pur zu süss; der Rauch könnte stärker sein. Der Geschmack also nicht so nach meinem Geschmack. Eigentlich möchte ich über die Wädi-Brau-Huus AG ja nichts Negatives sagen. Aber der Text hintendrauf ist in Gottes Namen auch doof: "Die uralte Brauweise [= ?] und das besondere Rauchmalz geben diesem Premiumbier [!] seinen unverwechselbaren [ja, aber nicht in positivem Sinn!], leicht rauchigen Geschmack. Wir verzichten konsequent auf jede heute übliche Manipulation beim Brauen, Gären, Lagern und Abfüllen. Zum Wohl!" Was man insbesondere beim Lagern und Abfüllen manipulieren kann, würde mich interessieren. Ich werde die Brauerei fragen.

Der Name des Biers ist unpassend. Er soll offensichtlich auf Whisky anspielen, da das Bier mit (rauchigem) Whislymalz gebraut worden ist. ABER: Nicht jeder Whisky ist rauchig. Malt Whisky bedeutet nur Gerstenmalz, was bei fast jedem Bier der Fall ist (ausser Biere mit Weizen-, Dinkel-, Roggen-, Reis-, Mais- etc. -anteil). Und Single Malt bedeutet ein Whisky nur aus einer einzigen Brennerei; übertragen aufs Bier: nur aus einer einzigen Brauerei. Dies ist ja wohl immer der Fall.
getrunken am 13.2.11






































Hier nun noch die Antwort des Braumeisters auf meine Frage, was für Manipulationen dies denn seien:

Sehr geehrter Herr Geiser,

hiermit will ich Ihnen kurz auf ihre Frage antworten, in wie weit man bei der Bierherstellung manipulieren kann.

Angefangen bei der Wasserenthärtung, wonach jede grössere Brauerei das Wasser komplett enthärtet, um später ein absolut weiches Wasser zu erhalten. Hier wird praktisch der Hauptbestandteil des Bieres schon verändert. Es gibt ein paar wenige Ausnahmen von Brauereien, die von Haus aus, vielleicht durch eine eigene Quelle, schon optimales Wasser zur Bierherstellung zur Verfügung haben und dies auch nicht mehr verändern, aufbereiten, also manipulieren müssen.
Bei der Bierherstellung selber kann man durch Spielen mit Temperatur und Druck in sogenannten Unitanks die Gärung und Lagerung forcieren, um so die Zeit des Reifens massiv verkürzen. Hier werden Biere innerhalb von zehn Tagen auf den Ladentisch gebracht. ( Normal und natürlich sind drei bis vier Wochen.)
Bei der Filtration kann durch Zugabe von Eiweissstabilisatoren die Haltbarkeit von Bier erheblich verlängert werden, ebenso durch eine Pasteurisierung.
Mein persönlicher Favorit der Manipulation bei der Bierherstellung ist der Zusatz von Farbebier; Dabei handelt es sich um eingekochte Würze (Zwischenprodukt vor der Gärung), die praktisch zu einem extrem sirupartigen, tiefdunkelbraunem Farbstoff wird (ist Reinheitsgebot konform).
Das Farbebier wird dann zum Einfärben von hellen Bieren verwendet, d.h. dass eine Brauerei aus einem Sud hellem Bier letztendlich zwei Sorten herstellt: Einmal Helles, einmal Dunkles.
Diese ganzen Vorgänge erlauben es Grossbrauereien, bzw. Konzernen hohe Kosten einzusparen, um so immer günstiger Bier zu produzieren, erhöhen jedoch durch die fadenscheinigsten Begründungen regelmässig die Bierpreise.
Wir verzichten auf diese ganzen Zusätze, computergesteuerte Technik zur Beschleunigung natürlicher Prozesse und erhöhen auch nicht in regelmässigen Abständen die Preise. Wir produzieren traditionell und handwerklich, entwickeln dadurch ein besonderes Verhältnis zu unserem Produkt, wobei wir uns auch letztendlich ganz klar von den Grossen abheben. Dies spiegelt sich im eindeutig besseren Geschmack, an unserer Sortimentsvielfalt und den saisonalen Bierinnovationen.
Ich hoffe, dass ich Ihnen einen kurzen Einblick geben konnte und freue mich, wenn wir Sie als Freund unseres Bieres weiterhin mit unseren Produkten erfreuen können.

Mit freundlichen Grüssen

Diplom-Braumeister
Julius Brzoska

Wädi-Brau-Huus AG
Florhofstrasse 13
CH-8820 Wädenswil




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