Gurten. Einmal DAS Bier in Bern. Obwohl es seinerzeit gar nicht in Bern gebraut wurde, sondern in Wabern, Gemeinde Köniz. Deshalb der langjährige Felsenau-Slogan "die einzige Brauerei der Stadt Bern". Dann kam das Tramdepot, und nun heisst es "aus der ältesten Brauerei der Stadt Bern". Zurück zum Gurten. Lager mit 4.8 %, natürlich. Beizen mit Gurtenbier muss man heute in und um Bern schon ziemlich suchen; Gurtenbeizen wurden zu Feldschlösschenbeizen oder Carlsbergbeizen, Feldschlösschenbeizen zu Carlsbergbeizen. Firmenintern werden also die kleineren Marken succesive durch die grösseren eigenen ersetzt. (Das hat man ja fast immer davon, wenn man eine Firma ins Ausland verkauft.) Oder aber die Beizen haben von Gurten-Bier, verärgert durch die Stillegung 1996, zu einer Berner Kleinbrauerei gewechselt, Egger oder Felsenau. Gurten-Bier hat heute demnach schon ein wenig Nostalgie-Charakter. Am verbreitesten ist Gurten noch im Raum zwischen Bern und Thun, wohl dem einstigen Hauptabsatzgebiet. In Bern selbst kann man zum Beispiel im Restaurant Weissenbühl, berühmt für Cordon bleus und nicht identisch mit dem nahegelegenen Rest. Bahnhof Weissenbühl (dort gibt's Felsenau), noch Gurten haben: Lager und Spez (das "Bäregold" heisst), und zwar je im Offenausschank: Lager im Chübeli oder Becher, Spez in der Stange, wie es sich gehört. (Steht auch in den Zehn Geboten: "Du sollst gopferdami kein Lagerbier in eine Stange zapfen.") Und natürlich in der Brauereiwirtschaft zu Wabern. Auf dem ehemaligen Areal wird ja seit einiger Zeit wieder Bier gebraut, das "Wabräu". Sehr gut und schmackhaft, hellbraun in der Farbe, erhältlich im Vetter Herzog im Breitsch. Für moderne, fortschrittliche Menschen, die das Internet schon kennen: http://www.wabraeu.ch/
Also, das Bier hier, das Gurten Lager, ist eigentlich eine Rarität. Gebraut worden ist es nämlich nicht etwa bei Feldschlösschen Rheinfelden, sondern bei Cardinal Freiburg, und diese Brauerei wird ja bald geschlossen. Das Freiburger Gurten also: Fruchtig (typisch Gurten-fruchtig), etwas herber als das Warteck, aber ähnlich. Süffig, aber nicht so geeignet für eine ordentliche Ganz-Abend-Trinkerei, weil das Süssliche halt schneller einen Brechreiz evoziert als etwa ein deutschherbes Pils. Wie dem auch sei, wir mögen Gurten mit dem Bären drauf. Heimat. Erinnerungen an die letzten getrunkenen Flaschen echten Gurten-Biers, einverleibt 1996 auf dem Gurten, wo sonst. Die zweitletzte Brauereiführung der Brauerei überhaupt, wo uns doofe Frauen, welche die Führung zwar durchführten, aber nicht drauskamen ("Auso es git Bäregold Lager und Bäregold Spez"), hinterher kein Bier à discrétion ausschenken wollten. "Jä es het drum Jungi derby!" (Es hatte Juventaner dabei, also Angehörige der sagenumwobenen Langenthaler Gymnasialverbindung.) "Süsch heisst's wider, mir füui d Lüt ab! Eis Mau hei drum es paar der Usgang vom Areau nümm gfunge! Nächär het's gheisse, mir füui d Lüt ab." Meine Revanche: Obwohl wir nur je drei Stangen erhalten hatten und ich mitnichten betrunken war, platzte ich beim Verlassen des Areals in diverse Türen der Betriebsgebäude und schrie: "Wo isch do der Usgang?! Di Froue hei üs e soo abgfüut, dass i der Usgang nümm cha finge!!"
getrunken am 21.2.11
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