Das Bier Paul 04 ("Sommerbier naturtrüb") ist sehr fruchtig und ein ausgezeichnetes Bier. Neben Gersten- hat es auch noch etwas Weizenmalz drin (Sommer und Weizenbier, das verlinken alle.) Der Alkoholgehalt beträgt nur 4.3 %. Erhältlich ist das Bier jeweils von Juni bis Ende September.
Nun noch ein Wort zu den Bildern unten. Warum ein "Erusbacher"-Glas? Erstens, weil ich kein "Paul"-Glas habe, und zweitens, weil ich ein "Erusbacher"-Glas habe, und drittens, weil die Paul-Biere bei der Brauerei Erusbacher gebraut werden. Das "Erusbacher"-Glas wurde mir übrigens vom Posaunisten der Erusbacher Braui-Musig persönlich von Villmergen, wo sich die Brauerei befindet, nach Bern gebracht. Hier etwas Kurzes zu dieser Brauimusig:
Früher hiess die Brauerei ja "Brauerei Erusbacher, Sorg und Schädeli AG", denn sie war 1999/2000 von Otto Sorg (junior) aus Villmergen und Hansruedi Schädeli aus dem benachbarten Wohlen AG gegründet worden. Dann begann Ralf Paul, seine Paul-Biere bei Erusbacher zu brauen (der Erusbach ist das Flüsschen, das durch Villmergen fliesst). Er wurde nach einiger Zeit Mitinhaber der Brauerei, die fortan "Brauerei Erusbacher und Paul AG" hiess. Übrigens, "de Sorg Otti" senior, wie ihn die Einheimischen nennen, der Vater von Braumeister Sorg Otti junior (oo geschlossen aussprechen!), früher ein überzeugter Feldschlösschentrinker (jüüh, aus Aargouer, nidwohr), hat nach der Brauereieröffnung demonstrativ und öffentlich in Villmergen eine ganze Flasche Feldschlösschen in einen Abfalleimer geschüttet. Wir sagen bravo.
Die Brauerei befindet sich in den ehemaligen Räumlichkeiten einer Färberei, der Färberei Robert Stäger AG. Die inzwischen ja stillgelegte Färberei stand ursprünglich im Zusammenhang mit der im Freiamt verbreiteten Stroh-, Bast- und Hanfverarbeitung; später wurden auch andere Textilien aus Natur- und Kunstfasern gefärbt. Der Firmengrüder Robert hatte einen Sohn, Oskar, der dann die Firma übernommen hat. Oskars Gattin, Adele Stäger-Schärer, war eine der damals wenigen Reformierten im Dorf. Oskar und Adele hatten vier Söhne: Hans, Rudolf, Oskar und Urs. Der andere Sohn des Firmengründers, der wie sein Vater Robert hiess, war Beuzirksschullehrer in Wohlen und hat sich als Mundartdicher und Erzähler über seine engere Heimat hinaus einen Namen gemacht und es sogar zu einem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz gebracht:
http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D12305.php
Wer ist nun dieser Ralf Paul? Geboren 1962, wuchs er in Berlin auf, wurde zuerst Krankenpfleger und später, von 1994 bis 1997, der letzte Bierbrauer-Lehrling der Zürcher Brauerei Hürlimann. Nach deren Schliessung arbeitete er zunächst bei Turbinenbräu in Zürich, bevor er dann sozusagen seinen eigenen Laden eröffnete und die Bier Paul AG gründete. Im Buch "Die letzten Hürlimänner" von Esther Hürlimann und Adrian Stähli (Orell Füssli Verlag, Zürich 2000), in dem 33 ehemalige Mitarbeiter porträtiert werden, erzählt Ralf Paul, damals noch bei Turbinenbräu: "Ich machte im Juli 1997 die Abschlussprüfung und bis die Sparte Bier im November zuging, arbeitete ich noch am Filter. Ich filtrierte das letzte Bier der Hürlimann." (Seite 132)
In Sichtweite der ehemaligen Brauerei Hürlimann befindet sich ein Gymnasium, an dem die ganz ganz geilen Siechen Latein und Griechisch unterrichten. Dies die Hauptausage dieses Blogs.
Zurück nach Villmergen und zur Brauerei Erusbacher. Dass sich der Villmerger Otto Sorg und der Wohler Hansruedi Schädeli, beide Jahrgang 1969, überhaupt zu einer gemeinsamen Firmengründung zusammenrafften, ist gar nicht so selbstverständlich, verbindet die beiden benachbarten Gemeinden doch eine Hassliebe. Unter anderem sagen die Villmerger, die "Woller" hätten lange Ohren, und zwar, weil die Wohler Mütter ihre Sprösslinge schon im Kleinkindalter an der Grenze zu Villmergen an den Ohren hochhöben, damit sie über den Zaun schauen könnten, und sagten: "Schau, wie schön es in Villmergen drüben ist!" Wenn jemand vom Villmerger Hopfenclub einen Schnupf nimmt, und das passiert konstant, geht der Schnupfspruch deshalb folgendermassen: Der eine sagt "Ohre wi Woller", der andere "Wollerohre", dann beide "Priis", und sie ziehen den Schnupftabak rein.
Ralf Paul kümmert das wahrscheinlich wenig. Er braut seine ganz einfach von 01 bis 07 durchnumerierten Biere zum Teil das ganze Jahr über, zum Teil saisonal, wie eben das 04, das Sommerbier.
getrunken am 20.10.11
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