Donnerstag, 22. September 2011

Bier 112: Feldschlösschen Amber

Was, der An- und Bemerker trinkt ein Bier vom Erzfeind?! Also, gleich vorab ein Bild zum Den-Wind-aus-den-Segeln-Nehmen:





































und noch einmal ganz deutlich:

So. Und einen geschenkten Gaul setzt man halt doch ans Maul. Das war übrigens im Coop, wo eine Frau einen ganzen Stand aufgebaut, aber niemanden zu Gast hatte. Da erbarmte ich mich ihrer. (Wie schön sind doch Verben mit Genitivobjekt! [Da darf ich noch an einen anderen Spruch zum Thema erinnern: "begierig, kundig, eingedenk, teilhaftig, mächtig, voll." Das will ich einmal auf dem Grabstein.]) Sie schenkte mir dreimal von so einem Amber aus - beim vierten Mal lehnte ich ab. Dazu betete sie die einstudierten Sprüchlein runter: "Ja, die Damen haben es auch gern, weil es nicht so bitter ist." Sie war aber eine sehr nette Frau.

Das Bier ist in der Tat wohlgeraten. Ist es doch tatsächlich "auf Eichenholz gereift", was ziemlich sicher bedeutet, dass sie Holzschnitzel in die Lagertanks werfen, öppe chuum ganze Eichenfässer zum Reifen verwenden. Aber der Barriquegeschmack ist deutlich und, man muss es sagen, wirklich gut. Der Alkoholgehalt ist 5.2 %, und die Farbe ist, sagen wir mal, amber.

Ja, amber ist ein bisschen zur Modeerscheinung geworden. Als erster kam ja 1982 Martin Wartmann mit seinem Ittinger Klosterbräu auf den Schweizer Markt, damas noch in der Actienbrauerei Frauenfeld gebraut, inzwischen bei Heineken-Calanda in Chur. Dann gibt es in der Schweiz (mal abgesehen von den Heim- und Kleinstbrauern) das Falken Eidgenoss amber (siehe Bier 105), dann das Basler Unser Bier amber (siehe Bier 77) und natürlich das Aare Bier amber aus Bargen bei Aarberg.

Die von Feldschlösschen geben sich ja in der letzten Zeit wirklich Mühe mit neuen Bieren: das "Premium" (!) für das gehobene Segment, das "Bügel" für die Liebhaber und nun das "Amber" für die Kenner. Ob's funktioniert? Die Nicht-Kenner trinken ja doch vor allem das Lager aus der Halbliterbüchse, und die Kenner meiden Feldschlösschen. Nachdem sie ja alles aufgekauft und stillgelegt hatten und viele Sorten abwürgten, wurden plötzlich Kleinbrauer zur ernstzunehmenden Konkurrenz (weniger pekuniär als ideologisch und sympathiemässig). Man versucht(e) nun also, mit neuen Sorten Gegensteuer zu geben. Das Fünfkornbier "Quinto" wurde nach wenigen Jahren aufgegeben und durchs Urtrüb ersetzt, das es glaub' auch nicht mehr gibt. Man hätte auch einfach die frühere Vielfalt beibehalten können und das Feldschlösschen Castello Starkbier weiterbrauen können. Stattdessen hat man es gegen Ende der 1990er Jahre eingestellt und dann knapp zehn Jahre später plötzlich versucht, unter dem Label "Castello Sélection" das "Schweizer Premiumbier für Kenner und Geniesser" zu lançieren - und zwar ein Amber! Hier ist der Beweis:
Das damalige Amber war nicht im Handel erhältlich, sondern nur "in exklusiv ausgewählten Gastronomiebetrieben". Es war eine Eintagsfliege, nach mittelgross-halbherzigem Ankündigungs-Traritrara hörte und sah man nichts mehr vom Castello Sélection Amber.

Und nun also ein "Sélection Amber"; alles also schon mal gehabt. Mal sehen, was passiert und wie es läuft. (Also am Geschmack soll's, wie gesagt, nicht scheitern.) Und man hat nun gerade konsequent durchgegriffen und gleich auch das füdlegewöhnliche uralte Spez, das Hopfenperle, unter das Label "Sélection" genommen, ebenso das dunkle Spezialbier "Dunkle Perle". Biervielfalt zu pflegen ist ja lobenswert, aber die Souaffe hätten besser andere Biere nicht dem Tod geweiht: die herrlichen Starkbiere Warteck Tambour und Cardinal Rheingold, das einmalige Warteck alt, das wunderbar milde Löwenbräu Zürich Lager zum Beispiel. Und auch den Hürlimann-Spezialitäten (Gold, Samichlaus, Dreikönig, Five star, Hexenbräu) könnte man fast nachtrauern, wäre man nicht ein Langenthaler.
getrunken am 22.9.11


Bier 111: Sonnenbräu Lager hell

Aus einer der hintersten Ecken der Schweiz kommen einige der besten Spezialitäten. Die Brauerei in Rebstein SG (Rheintal) nennt sich denn auch "Spezialitätenbrauerei". Vor drei Wochen wurde gerade das 120-Jahr-Jubiläum gefeiert, an dem ich leider nicht teilnehmen konnte.





































(Ob ich da viel verpasst habe? Auf der Homepage findet man unter "Brauifaescht 2011" drei Unterkategorien: "Rundgang", "Kulturbereich" und "Fassanstich". Und unter "Kulturbereich" wird da unter anderem folgenes präsentiert:





































Aber das mit den Spezialitäten, das stimmt also schon, he. Welche Brauerei macht denn heute noch, hurenheilandsack, permanent zwei verschiedene Bockbiere, ein Bock und ein Doppelbock? In der Schweiz ämu sicher keine. Himuheilanddonner. Derzeit werden 19 verschiedene Biere gebraut, siehe http://www.sonnenbraeu.ch/produkte.html.

Unser Lager hier: 4.8 %, Geschmack süffig, aber chüschtig-charakteristisch. Farbe: helles Gold. Schöne, schlanke hohe 33-cl-Einwegflasche. Eine sehr gute und sehr sympathische Brauerei. Nur das mit dem Apostroph haben sie nicht mehr so gut im Griff wie früher. Die Etikette heute:



Bierteller von früher:

















getrunken am 22.9.11


Bier 110: BFM La Meule

BFM - Brasserie des Franches-Montagnes in Saignelégier. Ja, vom Tausendsassa Jérôme Rebetez war unter "Bier 49" ja schon die Rede. Seine Biere sind kompromisslos, und es ist ein wenig wie beim Guinness (allen, die das in ihrem Leben je mit nur einem n geschrieben haben, sollte man das Stimm- und Wahlrecht entziehen): Man darf beim ersten Versuchen nicht primär an Bier denken, muss sich darauf einlassen, muss wiederholt probieren, geniessen, chüschten... Und dann hat man es gern und schätzt die Individualität und das Einzigartige. (Oder man hat es immer noch nicht gern; für diese Leute empfehlen wir obengenannte staatspolitische Prozedur.)

Die Meule - frz. Mühlstein, Schleifstein, (Kohlen-)Meiler, Heuhaufe, Käselaib - hat eine trübe dunkelgelbe Farbe und 6 % Alkohol. Sie ist ein bisschen sauer, wie alle Biere aus Sankt Leodegar in den Freibergen und hat einen deutlichen Kräutergoût. Flaschengärung, frischer Geschmack, sehr bitter. Wirkt hanfartig, aber dies kommt nicht von Hanf, sondern vom mitverbrauten Ingwer und Salbei. Man sollte das einmal einem Bayer oder Norddeutschen zu trinken geben und dann in Grossaufnahme aufs Gesicht zoomen. Und auf seine Schimpftirade kann man ja dann immer noch antworten, es seien in anderen Ländern vor 70 Jahren noch ganz andere himmeltraurige Sachen passiert.

Von all den Bedeutungen für meule scheint wohl am ehesten der Heuhaufen Pate gestanden zu haben, auch wenn das Röckchen des Mädchens im Brauereiprospekt eher nach Stroh aussieht;



























getrunken am 18.9.11

Dienstag, 20. September 2011

Bier 109: Islay Saligo Ale

Islay, jawohl, Islay. Die Insel der weltbesten Whiskies. Und Bier gebraut wird dort eben auch. In der Schweiz sind die Islay Ales nicht erhältlich, wohl aber in Deutschland. Und da muss man eben jemanden kennen, der sie einem nach Bern karrt (genaugenommen nach Schönbühl). Oder man fährt halt hin. Am besten mit Fredi, dem treuen alten VW-Bus. (Zwischen Amsterdam und Newcastle empfehlen wir, nicht mit dem VW-Bus, sondern mit einer Fähre zu fahren.)



























Und so sieht es dann aus, wenn man näherkommt:



























Also, zum Bier hier: Es hat 4.4 % Alkohol und wird als Sommerbier beschrieben, hat es doch auch Weizenmalz drin. (Das scheint in verschiedenen Bierkulturen so zu sein, dass man Weizenbier mit Sommer assoziiert.) Zudem sind "pale malts" und "lager malts" drin, von denen äuä das eine dem Pilsner Malz und das andere dem Münchner oder eher dem helleren Wiener Malz entspricht. Ein wenig säuerlich im Geschmack, was wohl auf die Flaschen(nach)gärung zurückzuführen ist ("bottle conditioned"). Der Abgang ist leicht rauchig, was mit jedem Schluck deutlicher wird. Klarer Weizengoût, Farbe: Bernstein.

Ou, gerade reslisiere ich, dass ich die Flasche (übrigens enttäuschend exakte 500 ml statt eines Pints) mit dem falschen Flaschenöffner geöffnet habe. Dies hier wäre der richtige gewesen:

Der Name  des Biers kommt übrigens von einer Bucht im Nordwesten der Insel. Und so sieht das auf der 25'000er Karte aus:




























Sie hätten lieber die 50'000erk Krte abgebildet gehabt? Also gut:


Hier noch zwei Bilder aus dem Internet von der Bucht:

























getrunken am 18.9.11






























































Noch eine kleine Lektion Gälisch: "Leann" heisst Bier, "an" ist der bestimmte Artikel, und "Ile" heisst natürlich Insel.

Noch eine kleine Lektion fürs Leben: Man gehe mit einem solchen Original-Islay-Ales-Pint-Glas sorgältig um. Insbesondere zerschlage man es nicht, gäu Sylvie. Auf dem Bild nun das vom Kollegen ausgeliehene.

Sonntag, 18. September 2011

Bier 108: Baarer Bier Hopfemandli Zuger Lager dunkel

Baarer Bier Hopfemandli Zuger Lager dunkel. Das ist ein noch längerer Name als "Falken Eidgenoss Amber naturtrüb" (siehe Bier 105). Jetzt muss man sich aber erst einmal verschiedene Umstände vergegenwärtigen. Ein dunkles Lagerbier! Wo gibt's das denn heutzutage, gopferdami, in der Schweiz bei den traditionellen Brauereien noch? Ausser Baar noch in Appenzell, bei Sonnenbräu Rebstein (dort heisst es zwar nicht mehr so), bei Stadtbühl Gossau SG und bei Rosengarten Einsiedeln. Aber so richtig zählt es nur, wenn es neben dem dunklen Lager auch ein dunkles Spez gibt. Dies ist beim Einsiedler und eben beim Baarer Bier der Fall. Laut dem Schweizer Bierbuch, 2. Auflage 1987, waren bei folgenden Brauereien noch dunkle Lager- oder Exportbiere im Sortiment (viel mehr Sorten als "Lager hell, Lager dunkel, Spezialbier hell, Spezielbier dunkel" gestattete das Kartell auch nicht): Locher Appenzell, (Baar nicht!,) Warteck Basel, Einsiedler, Frauenfelder, Cardinal Freiburg/Rheinfelden/Wädenswil, Stadtbühl Gossau SG, Ziegelhof Liestal, Eichhof Luzern, Sonnenbräu Rebstein, Löwengarten Rorschach, Faklen Schaffhausen, Karbacher Schönenwerd (schnüff!), Adler Schwanden GL, Schützengarten St. Gallen, Lanter & Bärlocher Weinfelden TG, Haldengut Winterthur, Löwenbräu Zürich, Ueli Basel.

Schmecken tun alle (heute noch existierenden) dunklen Lagerbiere sagenhaft.

Dann: Wo gibt es heutzutage, hueregopferdamihueregopferdami, noch die alten 58-cl-Bügelflaschen, die vor Jahrzehnten in der Schweiz Standard waren? In Baar, Einsiedeln, bei Müller Baden und Stadtbühl Gossau. Bei Ziegelhof Liestal wurden sie abgeschafft, nachdem, wie man so sagt, die Produktion nach Luzern verlegt worden ist.

Dass es die Brauerei Baar noch gibt, ist ein Glücksfall. Musste doch vor wenigen Jahren ein Spössling der Familie nach einem Todesfall in derselben unverhofft aus dem Ausland in die Schweiz zurückkehren (war es gar eine Frau?) und den Laden übernehmen, oder die Brauerei wäre verkauft worden. Dies ist nun vielleicht nicht so akkurat, weil ich es aus meinem Gedächtnis gekramt habe. Sobald ich es (wieder) besser weiss, präzisiere ich den heutigen Eintrag.

Das dunkle Baarer Lager hat 4.8 % Alkohol und eine dunkle Farbe (ach nein?!). Über die Farbe kann ich äbe im Moment nichts Genaueres sagen, weil ich die Flasche im Zug ohne Becher oder Glas getrunken habe. Das wird aber ebenfalls nachgeliefert werden. Das Bier ist süffig, aber hinten im - oder besser am - Gaumen bleibt ganz lange ein ungeheuer intensiver Röstgeschmack hängen: Kohle, schwarzer Toast. Wunderbar leicht und kräftig zugleich.
getrunken am 9.9.11




p. s. Es ist ja schön, wenn die Bügelverschlüsse heutzutage wieder mehr gepflegt werden als auch schon. Aber wo, hueregopferdamiarschlochseckutschingg, sind sie noch aus Porzellan wie hier, und nicht aus Plastik (NZZ: "Plastic") wie z. B. beim Bier 107?
... und hier noch der Appenzeller Brandlöscher:

 
p. p. s.: Da ich leider (noch) über kein Glas der Brauerei verfüge, hier als optisch-kosmetischer Ersatz die Vorder- und Rückseite eines Biertellers:





Bier 107: Appenzeller Brandlöscher

Wenig Hopfen. Es ist halt ein Lagerbier. Also: 4.8 %. Aber nicht identisch mit dem Lager hell: Jenes hat zwei verschiedene Pilsnermalze drin, dieses noch etwas Karamalz, deshalb die geringfügigdunklere Farbe. Sehr süffig. Wirklich zum Durstlöschen. Das mit der Farbe habe ich einfach mal so geschrieben, denn getrunken habe ich das Bier im Zug (in einem Zug, aber nicht in einem Zug, was bin ich doch für ein Pöt) aus der Flasche und sah die Farbe ergo nicht (Latinist bin ich auch noch). Per Mail fragte ich dann bei der Brauerei nach, und jetzt wird es peinlich. Hier die Correspondenz.

Liebes Locherteam,
ist das helle Lagerbier mit dem Brandlöscher identisch?
Viele Grüsse!
M. Geiser
p.s. die Brauerei in Schönenwerd hiess Karbacher und nicht Karbach.

Sehr geehrter Herr Geiser,
nein, unser Brandlöscher und unser helles Lager sind nicht identisch. Die
Biere werden mit unterschiedlichen Rohstoffen gebraut. Sehr gut zu sehen ist
dieses, wenn Sie die Biergläser neben einander stellen. Das Brandlöscher hat
eine ganz andere Farbe.
Ich hoffe Ihnen weitergeholfen zu haben. Sollen weitere Fragen auftauchen können Sie sich gerne direkt an mich wenden.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Hans


getrunken am 9.9.11



Mittwoch, 14. September 2011

Bier 106: Lübzer Pils

Aah, Erinnerungen an Ostsee-Ferien! Seit geraumer Zeit in der Schweiz (Bierladen am Zürcher HB) erhältlich. Mit seiner hellblonden Farbe und 4.9 % ist das Lübzer ein fruchtig-komplexes Pilsner Bier, weniger herb als seine norddeutschen Verwandten. Historisch-stilvoll müsste man das Lübzer eigentlich aus der Dose trinken, hatte doch die Brauerei zu DDR-Zeiten die einzige Dosenabfüllanlage in ganz Ostdeutschland. Das schreiben sie auf der Homepage natürlich nicht. (Anmerkung des Autors: Besonders stilvoll ist selbstverständlich eine Dose Lübzer Bock auf der Ostseeinsel Poel im Mai.) Gegründet 1877, gehört die Brauerei zu den ältesten Brauereien Norddeutschlands. 1968 wurde sie in einen VEB ("Volkseigenen Betrieb") umgewandelt und hatte als "Exportunternehmen" (!) Zugang zu hochwertigen Rohstoffen sowie modernen Produktionsmitteln, so eben der Dosenabfüllanlage. Seit 1991 vollständig in die Holsten-Gruppe integriert. (Quelle: Gose, Schwarzes, Kombinate: Die Biere des Ostens, aufgezeichnet von Edda Gutsche, Hamburg: L&H Verlag 2004, Seite 35f.)
getrunken am 2.9.11






































So richtig stilvoll - wenn auch nicht aus der Dose - trinkt man ein Lübzer natürlich zu einer "Mecklenburger Lungwurst":

Bier 105: Falken Eidgenoss Amber naturtrüb

Da sollte man sich beim Aussprechen des langen Namens nicht verschlucken: Falken Eidgenoss Amber naturtrüb. Kleiner Exkurs: Das mit dem Sich-nicht-verschlucken-Sollen hat übrigens auch einen bierigen Ursprung; der Spruch stand früher auf den Speisekarten der Back&Brau-Restaurants: "Rotbalds Rostbratwurst. Verschlucken Sie sich bitte nicht an diesem etwas langen Wort." Und nun sehe ich, dass es der Rotbald und seine Wurst, obgleich ohne Rost, auf die Speisekarte des Nachfolgerestaurants Brauhaus Sternen Frauenfeld geschafft hat: "Rotbalds Bratwurst-Ring, 200 g (Schweinsbratwurst, gewürzt nach Nürnberger Art), Fr. 14.10". Ende Exkurs.

Zum Bier: Es hat 5.0 % Alkohol und eine schöne trübe Bronzefarbe, wie der Name sagt. Die Nase ist fruchtig (Apfelkuchen), der Geschmack ist ebenfalls fruchtig und geht in Richtung Red ale. Ein Sehr gutes Bier!
getrunken am 2.9.11

Bier 104: Jever light

Farbe: hell (wie das Pils), Alkohol 2.7 %. Sehr herb und erfrischend, um das doofe Modewort wieder einmal zu gebrauchen. Dazu siehe auch: http://sylvieslebensrausch.blogspot.com/2011/03/erfrischend.html
Im Mund und am Gaumen sehr bitter. Der Abgang ist naturgemäss wässriger als beim normalen Jever, aber erstaunlich gut! Eine richtige Alternative zum Vollbier, aber auch zum alkoholfreien.
getrunken am 2.9.11


Wir entschuldigen uns bei den Ästheten noch fürs suboptimal eingeschenkte Glas.

Montag, 12. September 2011

Bier 103: Appenzeller Säntis Kristall Spezial

Man glaubt es kaum, aber die Brauerei Appenzell braut neben allen Spezialitäten, Kuriositäten und Lohnabfüllungen auch ein hundskommunes Spezli (und auch ein Lager - und auch ein dunkles Lager: dazu später). Allerdings heisst es nicht einfach "spezial", sondern "Säntis Kristall Spezial". Hier einmal eine (unvollständige!) Übersicht über die Appenzeller Biere:






















Und nun also ein Spezialbier im herkömmlichen Sinne. Momou, es ist chüschtig. Noch ein Blick auf die Eigenwerbung:














(Etikette)







































(Homepage)


getrunken am 29.8.11

Bier 102: Felsenau Amber

Lanciert am Freitag, dem 26. August 2011 im Adriano's. Worauf ich gleich am nächsten Morgen um 10 Uhr eine Stange bestellte. Und enttäuscht bin. Und das von einer meiner absoluten Lieblingsbrauereien. Die Farbe ist eher hell als amber, klar, wenn schon das Dunke (das Bärni) eine recht helle Farbe hat. Der Geschmack ist im Mund irgendwie gummig, und der Abgang ist fade. Schade.
getrunken am 27.8.11


Donnerstag, 8. September 2011

Bier 101: Valaisanne Lager

Emotionen pur!
Herzklopfen!
Augenwasser!
Kloss im Hals!
Schmetterlinge im Bauch!
Einen Steifen!

Das Walliser Bier war ja mein erstes Bier überhaupt. Der geneigte Leser erinnert sich ja hoffentlich ans Bier 55 (Warteck Lager), mit dem meine Bierkarriere so richtig begann. Eigentlich begann sie mit dem Walliser Bier, wie dort beschrieben worden ist, und so fast begann sie ja in Liechtenstein (siehe Bier 100). Nun also nach den ersten hundert Bieren sozusagen der Neustart, und womit besser als mit dem ersten?

Langlauflager 1991! Gluringen! Schnee! Quartanerinnen! Juventa-Beitritt! Aaahh...

Am Montag des Lagers mein erstes Bier, eine Stange. (Wenn sie dort seriös gearbeitet haben, müsste es Spezialbier gewesen sein, und hier habe ich Lager, aber erstens: Was soll's? Und zweitens: Es glaubt doch wohl niemand ernsthaft, im Wallis sei je schon von irgendjemandem, seit Menschengedenken, gearbeitet worden, geschweige denn seriös? Na also. Am Mittwoch dann eine Flasche (nach dem Juventa-Beitritt). Und am Freitag, man höre und staune: eine Stange und eine Flasche! Da spürte ich den Alkohol schon ziemlich. Man muss ja nicht gerade übertreiben wie andere drei, die vier Flaschen soffen und sich u. a. an der Zwischenwand der Pissoirs eine Riesenbeule holten und meine Cousine anfeilten(inzwischen promovierter Theologe, Augenarzt, Chemiker). Das waren übrigens noch 58-cl-Flaschen mit Plastikdeckel zum Abspicken. Dieses Abspicken muss man sich einmal akustisch und haptisch in Erinnerung rufen. Das ist noch schöner als die Erinnerung ans Gefühl, ohne Helm legal Töffli zu fahren. (Legal, was den Helm, nicht jedoch, was den Ausweis betrifft.)

Im Jahr darauf kauften wir uns im Langlauflager dann gleich jeder eine Harasse Walliser Bier, die wir im Schrank auf dem Gang stapelten und einzelne Flaschen auf dem Vordächli zur Haustüre, auf das man vom Schlafraum aus durchs Fenster gelangen konnte, im Schnee kühlten. Das Dächli war also Sonnenterrasse und Kühlschrank zugleich. Unbeschwerte Jugend at its best! Der Biolehrer und Lagerleiter entdeckte die Harassen im Schrank erst am letzten Tag, als sie schon leer waren.

Jetzt doch noch zum Bier: Es hat natürlich 4.8 % und eine leicht süssliche Chuscht, ist aber ein charaktervolles Lagerbier. Gut bitterer Abgang.
getrunken am 2.9.11





































Register der besprochenen Biere 1-100

Aecht Schlenkerla Rauchbier Märzen (50)
Albertus (Egger) dunkel (32)
Appenzeller "Egger Spezialbier“ (30)
Appenzeller Birra da Ris Nostrana Ticinese (93)
Appenzeller Castégna (91)
Appenzeller Gran Alpin (58)
Appenzeller Metzgerbier naturtrüb (24)
Appenzeller ninkasi xantho bio (82)
Appenzeller Schnuggebock-Bier (22)
Appenzeller Sonnwendlig (27)
As Jùscht's Amber spezial (95)
As Jùscht's Weissbier (94)
Astra Urtyp (92)
BFM La Mandragore Hiver 2010-11 (49)
Birra da Ris Nostrana Ticinese (Appenzeller) (93)
Bitburger Premium Pils (47)
Boxer Bière de fête (Winter 2010) (57)
Boxer brunette (5)
Boxer Old (97)
Burgdorfer Franz Schnyder (73)
Burgdorfer Weizen 2010 (1)
Calanda Edelbräu (11)
Calanda Lager (67)
Calanda Meisterbräu (74)
Calvinus bière artisanale blonde bio (33)
Cardinal Lager (39)
Cardinal Spéciale (36)
Castégna (Appenzeller) (91)
Cervoise Lancelot (9)
Chang (35)
Chodovar Vánoční Special (6)
Churerbier Spezial (99)
Denner Spezialbier (48)
Der Hirschbräu Maibock (98)
Efes Pilsen(er) (63)
Egger Albertus dunkel (32)
Egger Bockbier (Ostern 2011) (56)
Egger Bockbier (Weihnachten 2010) (3)
Egger Soleil (34)
Ela Bier (59)
Entlebucher „61“ Bier (90)
Erdinger Champ Weißbier (84)
Erdinger Schneeweiße (80)
Erdinger Weissbier (42)
Estrella Galicia (72)
Feldschlösschen Winterbier (23)
Flensburger dunkel (71)
Flüegass (54)
Franz Schnyder (Burgdorfer) (73)
Golden Bräu Original (21)
Gran Alpin (Appenzeller) (58)
Grimbergen blonde (37)
Gurten Lager (28)
Haldengut Lager (60)
Hirschbräu, der, Maibock (98)
Hohgant hell (87)
Hohgant Räbloch dunkel (88)
Hohgant Schratte Weizen (89)
Holsten Pilsener (68)
Huttu-Bier hell (85)
Jever Pilsener (43)
Jùscht's, as, Amber spezial (95)
Jùscht's, as, Weissbier (94)
Kochersberg Bière de Luxe (Meteor) (83)
Kozel (Velkopopovický) dunkel (29)
Kozel (Velkopopovický) premium (75)
Krombacher Pils (78)
Lammsbräu, Neumarkter Dinkel (18)
Lammsbräu, Neumarkter Schwarze (41)
Lammsbräu, Neumarkter Weisse (40)
Lancelot Cervoise (9)
Lenzkircher Rogg's Bio Landbier (65)
Liechtensteiner Brauhaus Hell's (100)
LöwenWeisse Hefe-Weissbier (13)
Mandragore, La (BFM) Hiver 2010-11 (49
Meteor Kochersberg Bière de Luxe (83)
Metzgerbier (Appenzeller) naturtrüb (24)
Napf Dunkel (86)
Neumarkter Lammsbräu Dinkel (18)
Neumarkter Lammsbräu Schwarze (41)
Neumarkter Lammsbräu Weisse (40)
ninkasi xantho bio (Appenzeller) (82)
Primus (79)
Räbloch dunkel (Hohgant) (88)
Rekord (Turbinenbräu) Spezialbier (69)
Rogg's (Lenzkircher) Bio Landbier (65)
Römer Edelhell (16)
Rothaus Hefeweizen (7)
Rothaus Märzen Export (4)
Rugenbräu Zwickel (2)
Scherlibräu Altbier (14)
Schlenkerla Rauchbier Märzen (50)
Schnuggebock-Bier (Appenzeller) (22)
Schratte Weizen (Hohgant) (89)
Schützengarten Dunkler Bär (81)
Schützengarten Edelspez (17)
Schützengarten Festbier (26)
Schützengarten Lager hell (20)
Schützengarten St. Galler Klosterbräu (46)
Schützengarten St. Galler Landbier (66)
Singha Lager (70)
Sonnwendlig (Appenzeller) (27)
Sprint, Gold, (Turbinenbräu) (64)
St. Galler Klosterbräu (Schützengarten) (46)
St. Galler Landbier (Schützengarten) (66)
Stadtguet amber (62)
Stadtguet blond (61)
Stella Artois (38)
Störtebeker Bernstein-Weizen (15)
Störtebeker Pilsener-Bier (51)
Störtebeker Schwarzbier (10)
Stralsunder Lager (52)
Stralsunder Pils (53)
Stralsunder Traditionsbock (31)
Telenn Du (8)
Tsingtao (12)
Turbinenbräu Gold Sprint (64)
Turbinenbräu Rekord Spezialbier (69)
Unser Bier Amber (77)
Unser Bier Sommerbier (76)
Velkopopovický Kozel dunkel (29)
Velkopopovický Kozel premium (75)
Wädenswiler dunkel (45)
Wädenswiler hell (44)
Wädenswiler Single Malt (25)
Warteck Lager (55)
Warteck Pic (19)
Zulgbier "Das Rauchige" (96)
 

Donnerstag, 1. September 2011

Bier 100: Liechtensteiner Brauhaus Hell's

(Vorbemerkung: Wer hätte gedacht, dass jemand tatsächlich einmal einen Apostroph vor einem S korrekt einsetzt, nämlich als Ersatz fürs elidierte E? Hut ab!)

Welche Wahl trifft man, wenn man Biere degustiert und bespricht und beim einhundertsten anlangt, also sozusagen beim Jubiläumsbier? Meine fiel auf den Ort, wo meine Bierkarriere begann: Schaan in Liechtenstein. - Ja, aber, das war doch das Wallis? wird unser aufmerksamer Leser nun verwirrt brummen, die Stirne in Falten gelegt. (Der noch aufmerksamere Leser wird, nicht minder verwirrten Geistes, noch hinzubrummen: im sagenumwobenen Langlauflager 1991?) Eigentlich begann meine Bierkarriere eben in Liechtenstein, aber nur fast, als Präambel, als Prooimion, als Goldstreifen am Horizont - und ein gutes halbes Jahr vor dem sagenumwobenen Langlauflager 1991.

Man schrieb das Jahr 1990, und sieben junge Burschen waren frohgemut, das Untergymnasium hinter sich, das Gymnasium vor sich, von Langenthal aus mit dem Velo über Huttwil - Luzern - Altdorf - Klausenpass - Linthal - (Braunwald -) und Sargans nach Schaan FL gefahren. (Wobei, frank gesprochen, und auch frei, es dem Armin A. aus N. auf der Klausenpasshöhe nicht mehr so froh ums Gemüthe war und er sich, gezeichnet vor Erschöpfung nach dem Aufstieg, im Restaurant des Hotels Klausenpasshöhe - kreideweiss und kaltschweissnass - auf die Tischplatte erbrach. Worauf Beat Pl., nachmaliger Augenarzt, der später hereingekommen war, als die Cochonnerie schon geputzt war, gierig Armins restliche Pommes frites aufass, auf denen ganz ganz sicher einige Spritzer gelandet waren.)

Ad rem: Schaan also, Sitz des Liechtensteiner Brauhauses seit 2007 (die letzte Brauerei des Ländles, auch in Schaan, schloss 1917 infolge kriegsbedingten Rohstoffmangels), und dort kehrten wir, die sieben Jünglinge, im Sommer 1990 also ein, um ein Abendessen einzunehmen. Ich erkundigte mich beim Kellner nach Getränken im Offenausschank, und er fragte zurück: "Was möchtn's denn offn ausgschenggt habn? A Kübl Bia?" Die Frage war wahrscheinlich durchaus ernst gemeint (ich war 16 1/3 Jahre alt), aber Alkohol war für uns alle damals dermassen kein Thema, dass ich mir veräppelt vorkam und mich verunsichert an die Freunde wandte: "Dä duet blöd?!?" Bestellen tat ich dann Coca-Cola, und so segelte ich aufrechten Hauptes an meinem ersten Bier vorbei.

Zum Bier: Das ist nicht fein, wenn wir schon frank sprechen, und auch frei. 5.0 % Alkohol hat's drin. Was zum Geier sonst noch? Kohlrabi? Und/oder hat man dem Brauer Buchweizen untergejubelt? (Kein Zufall, hat die Brauerei an den Solothurner Biertagen 2011 vier ihrer Biere prämiert bekommen, aber nicht dieses da. Eines wurde sogar Schweizer [!] Bier des Jahres.) Armes Volk dort. Das Bier schmeckt nicht, und der Herr Thronfolger Fürstensohn verkündet dem Volke, es könne ruhig über die Fristenregelung bezüglich Schwangerschaftsabbruch abstimmen, am Ende werde er es so oder so nicht zulassen. So geht das bei theokratisch angehauchten Monarchien, wo man ausser dem Horten von unversteuertem Geld nicht viel kann. Aber ist nicht jedermann seines eigenen Glückes der Schmied, und es darf katholisch sein, wer will? Wir Aufgeklärten enthalten uns vornehm weiterer Kommentare.

Aber zum Glück hat meine Bierkarriere damals nicht mit so etwas begonnen, abgesehen davon, dass einem das allererste Bier ohnehin nie schmeckt, so auch das Walliser ein gutes halbes Jahr später nicht. Aber äbe, per aspera ad astra. (Aber nicht so asper wie das Liechtensteiner Brauhaus Hell's.)
getrunken am 1.9.11