Dienstag, 27. Dezember 2011

Bier 138: Velkopopovický Kozel 11° Medium

Man erinnert sich vielleicht: Bei Bier 75 ging es um den Unterschied zwischen dem normalen hellen Velkopopovický Kozel und dem Premium. Hier nun geht es um das dritte Helle im Bunde: das 11° Medium, das, wie der Name sagt, zwischen den beiden steht und elf Prozent Stammwürze hat. Auf das normale helle Kozel, das světlý mit 4.0 % Alkohol, habe ich in der Schweiz (noch) nicht zugreifen können. Das Premium hat 4.8 % Alkohol, und seit 2005 gibt es eigenartigerweise einen Mittelweg mit 4.6 %, eben das Medium.

Machen wir nun also den Vergleich zwischen dem Medium und dem Premium. Das Medium ist mild, schwächer gehopft, goldene Farbe trotzdem. Photos der Brauerei unter Bier 29, dem dunken Kozel.
 
getrunken am 27.12.11





































































































Freitag, 16. Dezember 2011

Bier 137: Gambrinus Světlý

"Gambrinus", Schutzpatron der Brauer und angeblicher Erfinder des Bieres, soll ja von "Jan Primus" kommen. Dass Herzog Johann I. von Brabant (1250-3.5.1294) das Bier jedoch nicht erfunden haben kann, versteht sich aufgrund seiner Lebensdaten von selbst. Mit Bier zu tun hatte zwar sein Nachfolger, Johann II.: Die Brauergilde von Löwen (Leuven, frz. Louvain in Belgien) wählte ihn zu ihrem Schutzherrn, und er war Ehrenvorsitzender der Brüsseler Brauerzunft. Aber das Bier erfunden haben kann dieser noch viel weniger als der erste. Zudem: Kann ein Johann secundus (II.) ein Jan Primus sein?

In Bern haben wir übrigens auch einen Gambrinus-Gring, Ecke Waisenhausplatz/Neuengase:
































































Und zwar war dieser im Logo der Brauerei Gassner, die sich unter dem Eisenbahnviadukt befindet. Schauen wir noch im hauseigenen Biermuseum nach. Aha:





















































































































Die Berner Brauerei Gassner wurde 1785 gegründet und braute bis 1968 Bier (Übernahme durch die Gurten-Brauerei).

















































Ab 1969 wurde das Gebäude von Musikern und Kulturschaffenden als Ateliers genutzt, u. a. von Franz Gertsch.

























Damit ist seit zwei Wochen Schluss, wie ich gerade sehe, weil die Besitzerin der Liegenschaft - Tochter des letzten Brauers - den Künstlern gekündet hat. Und das Abschiedsfest der Künstler habe ich auch verpasst (BZ vom 22.3.12). Schitt.

Zum Trost hier noch zwei Bilder der Brauerei in voller Aktion:





































Ja, der Separatdruck "Die Schweizerische Brauindustrie" aus der Sondernummer der Schweizer Brauerei-Rundschau anlässlich des 12. Kongresses der European Brewery Convention in Interlaken 1969, Jahrgang 80, Nr. 5, Seiten 85-172, Mai 1969, ist eine wahre Fundgrube. - Aber Moment: Gehören die Bilder wirklich zur Brauerei Gassner und nicht etwas zur Actienbrauerei Frauenfeld? Ich fragte einen, der es wusste: Martin Wartmann, dessen Familie die Actienbrauerei Frauenfeld zuletzt noch führte, der dann das Ittinger Klosterbräu erfand und heute die wunderbaren "Wartmann's Biere" im Brauhaus Sternen Frauenfeld braut. Hier also seine Antwort:

Guten Abend Herr Geiser

Die Bilder zeigen keine Anlagen der Actienbrauerei Frauenfeld


Wir hatten ein Steinecker Hydrosudwerk im Einsatz und kein klassisches Kupfersudwerk

Actienbrauerei Frauenfeld
Martin Wartmann

(e-mail vom 23. Oktober 2008)


Aber wollen wir jetzt vielleicht doch noch auf Pilsen in Böhmen und auf das dortige Gambrinus-Bier zu sprechen kommen, um das es hier ja eigentlich geht? Es hat die für tschechisches Pilsner typische sattgelbe Farbe, 4.1 % Alkoho, ist vorne malzig, hinten hopfig, verschtooschwanimain. Die Brauerei befindet sich auf dem Gelände der Pilsner Urquell, und zwar wirklich separat. Zwei Brauereien auf demselben Gelände desselben Konzerns (mittlerweile SABMiller [South African Breweries und Miller USA]), die zwar dieselben Abfüllanlagen benutzen, aber wirklich getrennte Sudhäuser haben (Pilsner Urquell kupferne Maisch- und Läuterbottiche, Gambrinus solche aus Edelstahl). Und es werden sogar verschiedene Bierhefestränge benutzt (Pilsner Urquell: H, Gambrinus: W). Sogar über eine eigene Mälzerei verfügt die Stätte noch; man verwendet Gerste aus Böhmen und Mähren.




























Die Brauerei Gambrinus wurde 1869 als "Erste Pilsner Actienbrauerei" gegründet und nannte ihr Bier zuerst "Kaiserquell", später "Gambrinus". Der letztere Name sprang schliesslich auf die Brauerei über. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Brauerei mit dem "Bürgerlichen Brauhaus" in Pilsen, welches das Pilsner Urquell herstellte, zusammengeschlossen.






















































Noch eine Anekdote. Im Tschechischen betont man ja alle Wörter auf der ersten Silbe. Als einmal meine Kollegin mit tschechischen Wurzeln bei uns war (diejenige, die mir die tschechischen Bierhomepagetexte übersetzt, ich ihr im Gegenzug bei lateinischen Texten bei ihrer Habil half) und ich Gambrinus auftischte, rief sie erfreut aus: "Ah, Gambrinus!"

Gambrinus sponsert überdies die oberste tschechische Fussball-Liga, die derowegen "Gambrinus liga" heisst.

Hier noch zwöidrü Büudeli der Brauerei.












































































getrunken am 16.12.11

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Bier 136: Saigon export

Zu lokaler Blut- und Leberwurst (absolut grandios: Metzgerei Minder, Spiegel) trinkt der Kenner und Liebhaber seit Urzeiten vietnamesisches Bier. Moooooooooooouuuuuuuuuuuu!!!!!!!!!!!!! Das Saigon ist sehr fein im Goût, und der Blick auf die Etikette bestätigt die Vermutung: Ja, es ist Reis drin. Geschmacklich etwa wie das Tsing tao. Das Saigon export der Sabeco-Brauerei hat 4.9 % Alkohol, und als Ablaufdatum ist der 23.2.12 vermerkt. Nun ist ja der 23. Februar ein welthistorisch bedeutsames Datum. Aber nur 1974. In verschiedenen Sprachen steht Bier auf der Etikette, darunter "Bia". Dies ist tatsächlich thailändisch und heisst ... ?
getrunken am 7.12.11

Freitag, 2. Dezember 2011

Bier 135: San Miguel Pale Pilsen

Manchmal ist es nicht so, wie man denkt. Und was denkt man? "Ah, San Miguel, DAS spanische Bier." Und so ist es eben nicht. Die Firma ist nämlich eine philippinische und braut seit 1890. Die spanische Brauerei ist ein Tochterunternehmen. Unser Pale Pilsen kommt also aus Manila auf den Philippinen. Und es ist also besser als das especial (Bier 134, das allerdings schon zweieinhalb Monate überdem Datum war). Und hat mehr Alkohol, nämlich 6.0 %. Und eine schönere Flaschenform. Und alles mit Siebdruck drauf. (Da komme ich de im Fau druus, jüüh, als ehemaliger Siebdruckferienjöbbler in der ESG beim Glaströsch in Bützberg, nid.) Jää, und der Importeur ist sozusagen fast mein Nachbar; es ist nämlich der grosse Tschippinesenladen an der Könizstrasse 221 im Liebefeld. Also dort kann kein einziger Mensch auch nur ein einziges Wort Deutsch. "Tsing tschang schu hang wong." Nur das können sie.

Natürlich hat das Bier schon spanischen Bezug. Warum sonst würden denn die Leute auf den Philippinen ein Bier nach dem Erzengel Michael benennen? 1890 waren die Philippinen nämlich noch eine spanische Kolonie. Der spanische König musste der Brauereigründung zustimmen. Offenbar aber hatte Michu grad mit Pesche Krach im 1890i, denn die Eröffnungszeremonie musste wegen schlechten Wetters verschoben werden.
getrunken am 2.12.11





































Bier 134: San Miguel especial

San Miguel. Da kommen Erinnerungen hoch. "es Miggeli" bestellten wir Mitte der 90er Jahre im "Spanier" in Langenthal, der offiziell "Centro Español Langenthal" heisst und sich im ehemaligen Theatersaal des ehemaligen Volkshauses (Enzo Spinello!) befindet. Dort bekam man für Fr. 2.70 äbe ein "Miggeli", für 6.- una ración de calamares, für 5.- de alas; das waren die grossartigsten Pouletflügeli ever. Der halbe Gymer und die halben ehemaligen Gymeler verbrachten dort die Freitag- und Samstagabende. Später wurde dann, nach Polizeiinterventionen glaube ich, mehr oder weniger strikte auf die Clubmitgliedschaft gepocht. An der einen Wand ein TV (es lief immer Fussball), an der anderen das Königspaar. Ehrenamtlich führten einige immigrierte Spanier jeweils für ein Jahr ihr Clublokal. Zum Beispiel Manolo:




































Manolo war immer freundlich und kam sogar dem Wunsch eines Freundes nach "Tortilla mit Mayonnaise" nach, wenn auch mit einer Mischung aus Belustigung und Entsetzen. (Es gab auch für Fr. 2.50 einen Deziliter Martini resp. für 17.50 sieben Deziliter (oder für 25.- zehn?), was zu einem der grössten und gruusigsten Debakel der jüngeren Weltgeschichte führte.)

Die obigen Bilder stammen übrigens vom Oberaargauer Photographen Ruedi Steiner, und zwar aus dem Buch "Langenthal - eine Heimat im Wandel" (Merkur Verlag, Langenthal 2003), dazu Texte über das Lokal von Pedro Lenz, halb Langenthaler, halb Spanier.

Zum Bier selbst: Es schmeckt nicht so gut. Dasjenige hier und heute kommt nicht einmal aus Spanien, sondern aus Casablanca, Marokko. Ich erinnere mich, dass in den 90er Jahren noch Konservierungsmittel drin waren. In diesem Bier hier nicht, dafür übrigens noch Mais. Das wird aber nur im deutschen Text auf der Flasche angeeben, sonst überall nur "Gerstanmalz". Die Brauerei in Spanien gibt es seit 1957; Alkohol hat das Bier 5.4 %. Und natürlich steht noch "premium" auf der Flasche, zudem neben "especial" noch "Lager". Aha.
getrunken am 2.12.11

Bier 133: Buechibärger Schlossfrüsch

Ja, die Buechibärge sind etwas Schönes! (Die Buchsibärge auch.) Die Brauerei in Aetingen startete 2009 mit einem 20-Liter-Braumeister von Speidel und braut mittlerweile auf einem 200-Liter-Apparat 4 bis 6 Hektoliter die Woche. Heute genehmigen wir uns eine Flasche des 216. Sudes, wie auf dem Kronkorken vermerkt. Das "Schlossfrüsch" auf der Etikette bezieht sich aufs Schloss Buchegg in der Gemeinde Kyburg-Buchegg.





































(Also ich habe einen Freund, übrigens, also nicht nur einen, aber nur einen, der eine Frau mit Heimatort Kyburg geheiratet hat. Unter Berufung auf das Schloss Kyburg behauptete sie, das sei ein Adelsgeschlecht und setzte ihren Nachnamen als Familiennamen durch, obwohl der Name meines Freundes schöner gewesen wäre. Auf meine Nachfrage hin kam dann aus, dass sie nicht einmal wusste,  wo dieses Kyburg ist.)

Die Rose auf der Etikette bezieht sich auf das Wappen der Buechibärge:




















Sonst noch auf der Etikette: der Vermerk "Dunkel und Naturtrüb"; man scheint ein Faible für Majuskeln zu haben dort hinten. Eine Angabe zum Alkoholgehalt fehlt.

Die Farbe ist dunkler Bernstein, will heissen, höchstens halbdunkel. Schöne ale-artige Nase und Fruchtigkeit am Gaumen, aber leider sauer. Kann beim Hausbrauen passieren. Oder es ist eine Folge des zweiten Tages über Datum. (Das ist aber als Mindesthaltbarkeitsdatum angegeben.)
getrunken am 2.12.11