Dienstag, 27. Dezember 2011

Bier 138: Velkopopovický Kozel 11° Medium

Man erinnert sich vielleicht: Bei Bier 75 ging es um den Unterschied zwischen dem normalen hellen Velkopopovický Kozel und dem Premium. Hier nun geht es um das dritte Helle im Bunde: das 11° Medium, das, wie der Name sagt, zwischen den beiden steht und elf Prozent Stammwürze hat. Auf das normale helle Kozel, das světlý mit 4.0 % Alkohol, habe ich in der Schweiz (noch) nicht zugreifen können. Das Premium hat 4.8 % Alkohol, und seit 2005 gibt es eigenartigerweise einen Mittelweg mit 4.6 %, eben das Medium.

Machen wir nun also den Vergleich zwischen dem Medium und dem Premium. Das Medium ist mild, schwächer gehopft, goldene Farbe trotzdem. Photos der Brauerei unter Bier 29, dem dunken Kozel.
 
getrunken am 27.12.11





































































































Freitag, 16. Dezember 2011

Bier 137: Gambrinus Světlý

"Gambrinus", Schutzpatron der Brauer und angeblicher Erfinder des Bieres, soll ja von "Jan Primus" kommen. Dass Herzog Johann I. von Brabant (1250-3.5.1294) das Bier jedoch nicht erfunden haben kann, versteht sich aufgrund seiner Lebensdaten von selbst. Mit Bier zu tun hatte zwar sein Nachfolger, Johann II.: Die Brauergilde von Löwen (Leuven, frz. Louvain in Belgien) wählte ihn zu ihrem Schutzherrn, und er war Ehrenvorsitzender der Brüsseler Brauerzunft. Aber das Bier erfunden haben kann dieser noch viel weniger als der erste. Zudem: Kann ein Johann secundus (II.) ein Jan Primus sein?

In Bern haben wir übrigens auch einen Gambrinus-Gring, Ecke Waisenhausplatz/Neuengase:
































































Und zwar war dieser im Logo der Brauerei Gassner, die sich unter dem Eisenbahnviadukt befindet. Schauen wir noch im hauseigenen Biermuseum nach. Aha:





















































































































Die Berner Brauerei Gassner wurde 1785 gegründet und braute bis 1968 Bier (Übernahme durch die Gurten-Brauerei).

















































Ab 1969 wurde das Gebäude von Musikern und Kulturschaffenden als Ateliers genutzt, u. a. von Franz Gertsch.

























Damit ist seit zwei Wochen Schluss, wie ich gerade sehe, weil die Besitzerin der Liegenschaft - Tochter des letzten Brauers - den Künstlern gekündet hat. Und das Abschiedsfest der Künstler habe ich auch verpasst (BZ vom 22.3.12). Schitt.

Zum Trost hier noch zwei Bilder der Brauerei in voller Aktion:





































Ja, der Separatdruck "Die Schweizerische Brauindustrie" aus der Sondernummer der Schweizer Brauerei-Rundschau anlässlich des 12. Kongresses der European Brewery Convention in Interlaken 1969, Jahrgang 80, Nr. 5, Seiten 85-172, Mai 1969, ist eine wahre Fundgrube. - Aber Moment: Gehören die Bilder wirklich zur Brauerei Gassner und nicht etwas zur Actienbrauerei Frauenfeld? Ich fragte einen, der es wusste: Martin Wartmann, dessen Familie die Actienbrauerei Frauenfeld zuletzt noch führte, der dann das Ittinger Klosterbräu erfand und heute die wunderbaren "Wartmann's Biere" im Brauhaus Sternen Frauenfeld braut. Hier also seine Antwort:

Guten Abend Herr Geiser

Die Bilder zeigen keine Anlagen der Actienbrauerei Frauenfeld


Wir hatten ein Steinecker Hydrosudwerk im Einsatz und kein klassisches Kupfersudwerk

Actienbrauerei Frauenfeld
Martin Wartmann

(e-mail vom 23. Oktober 2008)


Aber wollen wir jetzt vielleicht doch noch auf Pilsen in Böhmen und auf das dortige Gambrinus-Bier zu sprechen kommen, um das es hier ja eigentlich geht? Es hat die für tschechisches Pilsner typische sattgelbe Farbe, 4.1 % Alkoho, ist vorne malzig, hinten hopfig, verschtooschwanimain. Die Brauerei befindet sich auf dem Gelände der Pilsner Urquell, und zwar wirklich separat. Zwei Brauereien auf demselben Gelände desselben Konzerns (mittlerweile SABMiller [South African Breweries und Miller USA]), die zwar dieselben Abfüllanlagen benutzen, aber wirklich getrennte Sudhäuser haben (Pilsner Urquell kupferne Maisch- und Läuterbottiche, Gambrinus solche aus Edelstahl). Und es werden sogar verschiedene Bierhefestränge benutzt (Pilsner Urquell: H, Gambrinus: W). Sogar über eine eigene Mälzerei verfügt die Stätte noch; man verwendet Gerste aus Böhmen und Mähren.




























Die Brauerei Gambrinus wurde 1869 als "Erste Pilsner Actienbrauerei" gegründet und nannte ihr Bier zuerst "Kaiserquell", später "Gambrinus". Der letztere Name sprang schliesslich auf die Brauerei über. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Brauerei mit dem "Bürgerlichen Brauhaus" in Pilsen, welches das Pilsner Urquell herstellte, zusammengeschlossen.






















































Noch eine Anekdote. Im Tschechischen betont man ja alle Wörter auf der ersten Silbe. Als einmal meine Kollegin mit tschechischen Wurzeln bei uns war (diejenige, die mir die tschechischen Bierhomepagetexte übersetzt, ich ihr im Gegenzug bei lateinischen Texten bei ihrer Habil half) und ich Gambrinus auftischte, rief sie erfreut aus: "Ah, Gambrinus!"

Gambrinus sponsert überdies die oberste tschechische Fussball-Liga, die derowegen "Gambrinus liga" heisst.

Hier noch zwöidrü Büudeli der Brauerei.












































































getrunken am 16.12.11

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Bier 136: Saigon export

Zu lokaler Blut- und Leberwurst (absolut grandios: Metzgerei Minder, Spiegel) trinkt der Kenner und Liebhaber seit Urzeiten vietnamesisches Bier. Moooooooooooouuuuuuuuuuuu!!!!!!!!!!!!! Das Saigon ist sehr fein im Goût, und der Blick auf die Etikette bestätigt die Vermutung: Ja, es ist Reis drin. Geschmacklich etwa wie das Tsing tao. Das Saigon export der Sabeco-Brauerei hat 4.9 % Alkohol, und als Ablaufdatum ist der 23.2.12 vermerkt. Nun ist ja der 23. Februar ein welthistorisch bedeutsames Datum. Aber nur 1974. In verschiedenen Sprachen steht Bier auf der Etikette, darunter "Bia". Dies ist tatsächlich thailändisch und heisst ... ?
getrunken am 7.12.11

Freitag, 2. Dezember 2011

Bier 135: San Miguel Pale Pilsen

Manchmal ist es nicht so, wie man denkt. Und was denkt man? "Ah, San Miguel, DAS spanische Bier." Und so ist es eben nicht. Die Firma ist nämlich eine philippinische und braut seit 1890. Die spanische Brauerei ist ein Tochterunternehmen. Unser Pale Pilsen kommt also aus Manila auf den Philippinen. Und es ist also besser als das especial (Bier 134, das allerdings schon zweieinhalb Monate überdem Datum war). Und hat mehr Alkohol, nämlich 6.0 %. Und eine schönere Flaschenform. Und alles mit Siebdruck drauf. (Da komme ich de im Fau druus, jüüh, als ehemaliger Siebdruckferienjöbbler in der ESG beim Glaströsch in Bützberg, nid.) Jää, und der Importeur ist sozusagen fast mein Nachbar; es ist nämlich der grosse Tschippinesenladen an der Könizstrasse 221 im Liebefeld. Also dort kann kein einziger Mensch auch nur ein einziges Wort Deutsch. "Tsing tschang schu hang wong." Nur das können sie.

Natürlich hat das Bier schon spanischen Bezug. Warum sonst würden denn die Leute auf den Philippinen ein Bier nach dem Erzengel Michael benennen? 1890 waren die Philippinen nämlich noch eine spanische Kolonie. Der spanische König musste der Brauereigründung zustimmen. Offenbar aber hatte Michu grad mit Pesche Krach im 1890i, denn die Eröffnungszeremonie musste wegen schlechten Wetters verschoben werden.
getrunken am 2.12.11





































Bier 134: San Miguel especial

San Miguel. Da kommen Erinnerungen hoch. "es Miggeli" bestellten wir Mitte der 90er Jahre im "Spanier" in Langenthal, der offiziell "Centro Español Langenthal" heisst und sich im ehemaligen Theatersaal des ehemaligen Volkshauses (Enzo Spinello!) befindet. Dort bekam man für Fr. 2.70 äbe ein "Miggeli", für 6.- una ración de calamares, für 5.- de alas; das waren die grossartigsten Pouletflügeli ever. Der halbe Gymer und die halben ehemaligen Gymeler verbrachten dort die Freitag- und Samstagabende. Später wurde dann, nach Polizeiinterventionen glaube ich, mehr oder weniger strikte auf die Clubmitgliedschaft gepocht. An der einen Wand ein TV (es lief immer Fussball), an der anderen das Königspaar. Ehrenamtlich führten einige immigrierte Spanier jeweils für ein Jahr ihr Clublokal. Zum Beispiel Manolo:




































Manolo war immer freundlich und kam sogar dem Wunsch eines Freundes nach "Tortilla mit Mayonnaise" nach, wenn auch mit einer Mischung aus Belustigung und Entsetzen. (Es gab auch für Fr. 2.50 einen Deziliter Martini resp. für 17.50 sieben Deziliter (oder für 25.- zehn?), was zu einem der grössten und gruusigsten Debakel der jüngeren Weltgeschichte führte.)

Die obigen Bilder stammen übrigens vom Oberaargauer Photographen Ruedi Steiner, und zwar aus dem Buch "Langenthal - eine Heimat im Wandel" (Merkur Verlag, Langenthal 2003), dazu Texte über das Lokal von Pedro Lenz, halb Langenthaler, halb Spanier.

Zum Bier selbst: Es schmeckt nicht so gut. Dasjenige hier und heute kommt nicht einmal aus Spanien, sondern aus Casablanca, Marokko. Ich erinnere mich, dass in den 90er Jahren noch Konservierungsmittel drin waren. In diesem Bier hier nicht, dafür übrigens noch Mais. Das wird aber nur im deutschen Text auf der Flasche angeeben, sonst überall nur "Gerstanmalz". Die Brauerei in Spanien gibt es seit 1957; Alkohol hat das Bier 5.4 %. Und natürlich steht noch "premium" auf der Flasche, zudem neben "especial" noch "Lager". Aha.
getrunken am 2.12.11

Bier 133: Buechibärger Schlossfrüsch

Ja, die Buechibärge sind etwas Schönes! (Die Buchsibärge auch.) Die Brauerei in Aetingen startete 2009 mit einem 20-Liter-Braumeister von Speidel und braut mittlerweile auf einem 200-Liter-Apparat 4 bis 6 Hektoliter die Woche. Heute genehmigen wir uns eine Flasche des 216. Sudes, wie auf dem Kronkorken vermerkt. Das "Schlossfrüsch" auf der Etikette bezieht sich aufs Schloss Buchegg in der Gemeinde Kyburg-Buchegg.





































(Also ich habe einen Freund, übrigens, also nicht nur einen, aber nur einen, der eine Frau mit Heimatort Kyburg geheiratet hat. Unter Berufung auf das Schloss Kyburg behauptete sie, das sei ein Adelsgeschlecht und setzte ihren Nachnamen als Familiennamen durch, obwohl der Name meines Freundes schöner gewesen wäre. Auf meine Nachfrage hin kam dann aus, dass sie nicht einmal wusste,  wo dieses Kyburg ist.)

Die Rose auf der Etikette bezieht sich auf das Wappen der Buechibärge:




















Sonst noch auf der Etikette: der Vermerk "Dunkel und Naturtrüb"; man scheint ein Faible für Majuskeln zu haben dort hinten. Eine Angabe zum Alkoholgehalt fehlt.

Die Farbe ist dunkler Bernstein, will heissen, höchstens halbdunkel. Schöne ale-artige Nase und Fruchtigkeit am Gaumen, aber leider sauer. Kann beim Hausbrauen passieren. Oder es ist eine Folge des zweiten Tages über Datum. (Das ist aber als Mindesthaltbarkeitsdatum angegeben.)
getrunken am 2.12.11

Samstag, 12. November 2011

Bier 132: Burgdorfer Weizen 2011

Das allererste Bier im Blog war ja das Burgdorfer Weizen 2010. Und weil man sich in Burgdorf bei den saisonalen Bieren geneerell nicht festlegen will, nicht einmal bei den wiederkehrenden saisonalen Bieren, hat das '11er Weizen eine andere Etikettenfarbe als das '10er Weizen (die war grün). "Echt aufweizend" ist das '11er leider immer noch. Der Alkoholgehalt ist gleich: 5.4 %. Über das '10er habe ich geschrieben, es sei "etwas säuerlich, zu hefig". Dies ist beim '11er nicht der Fall. Dafür hat es nicht viel Geschmack. Das sagte sogar - welche Bestätigung - meine Concubine, die etwa alle Schaltjahre ein Bier trinkt.
getrunken am 11.11.11

Bier 131: Sierra Nevada Pale Ale

Neben Anchor Steam die bei uns bekannteste amerikanische "Klein"brauerei. Gegründet wurde sie 1980, und die Geschichte ist bemerkenswert.
http://www.sierranevada.com/about/history.html

Das Bier ist wirklich super, hat eine schöne Amberfarbe, 5.6 % Alkohol und ist wunderbar hopfig. Man kann es z. B. in San Francisco trinken, z. B. im Hard Rock Café, z. B. zu einem Börger.
getrunken am 9.11.11




Bier 130: Svijany Svijanská Kněžna

Dieses dunkle Svijany heisst offiziell Svijanská Kněžna 13 % ("Prinzessin von Swijan"). Es ist ein dunkles Spezialbier (tmavé speciální pivo) und hat 5.2 % vol. Alkohol. Und eben 13 % Stammwürzegehalt. Die Brauerei in Svijany, gegründet 1564, ist eine der ältesten in Tschechien. Die Stadt liegt gut 80 km nordöstlich von Prag.
Herrliche Röstaromen! Tschechische Braukunst at its best. Ein wunderbares Schwarzbier.
getrunken am 3.11.11




Bier 129: Zulgbier Das Helle

Ein Lagerbier mit 4.7 %. Mmh, fruchtig, ale-ig, aber weniger hopfenbitter als das "Das Geheimnisvolle" (siehe Bier 128). Farbe: sehr dunkles Blond. Leicht rauchig. Auf der Rückseitenetikette hat René Linder tief in die Effektenkiste gelangt: "Reinheitsgebot", "altdeutsches Helles", "ausgewogene Mischung der verwendeten Malze", "goldenen Geschmack".
getrunken am 2.11.11

Mittwoch, 2. November 2011

Bier 128: Zulgbier Das Geheimnisvolle

Zulgbier "Das Geheimnisvolle" von René Linder aus Steffisburg (Spezialbier 5.0 %). Über den Namen und die Etikettengestaltung könnte man streiten, eventuell auch über die Zutaten (Honig und Gewürze), aber nicht über den Geschmack. Der ist gut! Ähnlich einem Red Ale. Auch die Farbe ist ansprechend.
getrunken am 29.10.11

Samstag, 29. Oktober 2011

Bier 127: Bier Paul 01 (helles Spezialbier)

Wieder eines von Paul (cf. Bier 124), und zwar sein allererstes, übers ganze Jahr erhältlich. Der Alkoholgehalt dieses Schweizer Spezialbieres beträgt brave 5.2 %; die Farbe ist ein schönes Gold. Wunderbar fruchtiger Geschmack, deutlich stärkere Hopfenbittere als der Paul 04.
getrunken am 27.10.11

Bier 126: As Jùscht's Hells

Wieder einmal ein Seisler-Bier. Es hat 5.2 % und ist naturtrüb. Süsslich, Honignote, wie Schützengarten. Gut, aber die Situation muss passen. Eher nicht zum Apéro. Interessant sind die Zutaten: "Inspiration, Freude, Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz [daher wohl die süsse Note], Hopfen, Hefe und viel Arbeit". Ihr Armen!
getrunken am 27.10.11


Unterdessen ist die Etikette neu gestaltet worden (Nachtrag 2.6.12):

Bier 125: Holba Šerák 13.51°

Das Holba Šerák hat 6.2 % Alkohol und wird in Tschechien gebraut, genauer in Hanušovice, zu Deutsch Hannsdorf. Noch genauer Hannsdorf-Halbseit, und Halbseit ist auf Tschechisch "Holba". Und da haben wir's. Unser Bier heute hat 6.2 % Alkohol, und nicht etwa 13,51. So etwas würden jetzt natürlich die sogenannten lautstarken Deppen (siehe Bier 6) meinen. Es ist ein helles Spezielbier (světlé speciální pivo) und von kräftigem, angenehm bitteren Geschmack.

Die Brauerei ist wunderschön:




































Alles Deutsche muss man übrigens auf der tschechischen Version der Homepage lesen; auf der detuschen wird es nicht erwähnt- wohlweislich äuä, um keine Nostalgie aufkommen zu lassen, die in Ansprüche umschlagen könnte. Wir lesen dort also den früheren Brauereinamen und die früher gebrauten Biere: Brauerei von Mullschitzký & Comp. zu Hannsdorf-Halbseit, Brauerei von Chiari & Co. zu Hannsdorf-Halbseit, Hannsdorfer Pils, Kaiser Märzen, Sudetenbräu (!), Johnsdorfer Bock, Porter. Hier finden sich mehr Informationen auf Deutsch:
http://www.jeseniky.net/index.php?obl=2&kat=11&sluz=81&pol=3167&lang=de 
getrunken am 22.10.11

Samstag, 22. Oktober 2011

Bier 124: Bier Paul 04 (Sommerbier naturtrüb)

Vor acht Tagen erreichte uns der Newsletter der Brauerei Erusbacher und Paul, das Bier Paul 05, ein Altbier, das Saisonbier für den Herbst, sei nun erhältlich. Höchste Zeit also, vorwärtszumachen und das Sommerbier zu trinken (auch, um den Keller zu leeren, denn in zwei Wochen zügle ich ja BEKANNTLICH).

Das Bier Paul 04 ("Sommerbier naturtrüb") ist sehr fruchtig und ein ausgezeichnetes Bier. Neben Gersten- hat es auch noch etwas Weizenmalz drin (Sommer und Weizenbier, das verlinken alle.) Der Alkoholgehalt beträgt nur 4.3 %. Erhältlich ist das Bier jeweils von Juni bis Ende September.

Nun noch ein Wort zu den Bildern unten. Warum ein "Erusbacher"-Glas? Erstens, weil ich kein "Paul"-Glas habe, und zweitens, weil ich ein "Erusbacher"-Glas habe, und drittens, weil die Paul-Biere bei der Brauerei Erusbacher gebraut werden. Das "Erusbacher"-Glas wurde mir übrigens vom Posaunisten der Erusbacher Braui-Musig persönlich von Villmergen, wo sich die Brauerei befindet, nach Bern gebracht. Hier etwas Kurzes zu dieser Brauimusig:
















Früher hiess die Brauerei ja "Brauerei Erusbacher, Sorg und Schädeli AG", denn sie war 1999/2000 von Otto Sorg (junior) aus Villmergen und Hansruedi Schädeli aus dem benachbarten Wohlen AG gegründet worden. Dann begann Ralf Paul, seine Paul-Biere bei Erusbacher zu brauen (der Erusbach ist das Flüsschen, das durch Villmergen fliesst). Er wurde nach einiger Zeit Mitinhaber der Brauerei, die fortan "Brauerei Erusbacher und Paul AG" hiess. Übrigens, "de Sorg Otti" senior, wie ihn die Einheimischen nennen, der Vater von Braumeister Sorg Otti junior (oo geschlossen aussprechen!), früher ein überzeugter Feldschlösschentrinker (jüüh, aus Aargouer, nidwohr), hat nach der Brauereieröffnung demonstrativ und öffentlich in Villmergen eine ganze Flasche Feldschlösschen in einen Abfalleimer geschüttet. Wir sagen bravo.

Die Brauerei befindet sich in den ehemaligen Räumlichkeiten einer Färberei, der Färberei Robert Stäger AG. Die inzwischen ja stillgelegte Färberei stand ursprünglich im Zusammenhang mit der im Freiamt verbreiteten Stroh-, Bast- und Hanfverarbeitung; später wurden auch andere Textilien aus Natur- und Kunstfasern gefärbt. Der Firmengrüder Robert hatte einen Sohn, Oskar, der dann die Firma übernommen hat. Oskars Gattin, Adele Stäger-Schärer, war eine der damals wenigen Reformierten im Dorf. Oskar und Adele hatten vier Söhne: Hans, Rudolf, Oskar und Urs. Der andere Sohn des Firmengründers, der wie sein Vater Robert hiess, war Beuzirksschullehrer in Wohlen und hat sich als Mundartdicher und Erzähler über seine engere Heimat hinaus einen Namen gemacht und es sogar zu einem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz gebracht:
http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D12305.php

Wer ist nun dieser Ralf Paul? Geboren 1962, wuchs er in Berlin auf, wurde zuerst Krankenpfleger und später, von 1994 bis 1997, der letzte Bierbrauer-Lehrling der Zürcher Brauerei Hürlimann. Nach deren Schliessung arbeitete er zunächst bei Turbinenbräu in Zürich, bevor er dann sozusagen seinen eigenen Laden eröffnete und die Bier Paul AG gründete. Im Buch "Die letzten Hürlimänner" von Esther Hürlimann und Adrian Stähli (Orell Füssli Verlag, Zürich 2000), in dem 33 ehemalige Mitarbeiter porträtiert werden, erzählt Ralf Paul, damals noch bei Turbinenbräu: "Ich machte im Juli 1997 die Abschlussprüfung und bis die Sparte Bier im November zuging, arbeitete ich noch am Filter. Ich filtrierte das letzte Bier der Hürlimann." (Seite 132)

In Sichtweite der ehemaligen Brauerei Hürlimann befindet sich ein Gymnasium, an dem die ganz ganz geilen Siechen Latein und Griechisch unterrichten. Dies die Hauptausage dieses Blogs.

Zurück nach Villmergen und zur Brauerei Erusbacher. Dass sich der Villmerger Otto Sorg und der Wohler Hansruedi Schädeli, beide Jahrgang 1969, überhaupt zu einer gemeinsamen Firmengründung zusammenrafften, ist gar nicht so selbstverständlich, verbindet die beiden benachbarten Gemeinden doch eine Hassliebe. Unter anderem sagen die Villmerger, die "Woller" hätten lange Ohren, und zwar, weil die Wohler Mütter ihre Sprösslinge schon im Kleinkindalter an der Grenze zu Villmergen an den Ohren hochhöben, damit sie über den Zaun schauen könnten, und sagten: "Schau, wie schön es in Villmergen drüben ist!" Wenn jemand vom Villmerger Hopfenclub einen Schnupf nimmt, und das passiert konstant, geht der Schnupfspruch deshalb folgendermassen: Der eine sagt "Ohre wi Woller", der andere "Wollerohre", dann beide "Priis", und sie ziehen den Schnupftabak rein.

Ralf Paul kümmert das wahrscheinlich wenig. Er braut seine ganz einfach von 01 bis 07 durchnumerierten Biere zum Teil das ganze Jahr über, zum Teil saisonal, wie eben das 04, das Sommerbier.

getrunken am 20.10.11


Blitz oder kein Blitz? (Die Photographien entstanden unter Zeitdruck.)





Freitag, 21. Oktober 2011

Bier 123: Tropical

Tropical 4.7 % von den Kanarischen Inseln (Tenerife). Mmh, gut. Desde 1924. Grüne 7.5-dl-Glasflasche. Aus dem grünen Glas schmeckt mir Bier einfach besser. (Das Felsenau Bügel-Spez ist in der braunen Flasche nicht mehr dasselbe!) Vor ca. zwei Wochen hat mich Erzbierschof persönlich (www.erzbierschof.ch) darüber aufgeklärt und meine Grünglastheorie bestätigt. UV-Anteile im Licht verändern gewisse Hopfenbestandteile, wobei dieselbe Substanz wie beim Stinktier entsteht. Ganz schwach dosiert natürlich. Einige mögen es, andere nicht. Es stimmt im Fall!
http://de.wikipedia.org/wiki/3-Methyl-2-buten-1-thiol
getrunken am 17.10.11