Freitag, 19. August 2011

Bier 99: Churerbier Spezial

Churerbier, nicht zu verwechseln mit dem früheren Churer Bier, dem heutigen Calanda. Seit 2010 wird in Chur an der Salvatorenstrasse in Chur dieses Churerbier gebraut. Klammerbemerkung: Auf dem Areal der ehemaligen Weinhandlung Zanolari. Die gibt's nicht mehr. Hat nicht mehr so rentiert, wie ich gehört habe. Früher offenbar schon: Da holte mich Renzo Zanolari, ein Spross der Familie, in Chur am Bahnhof ab - mit einem Porsche Boxster. "De khört minara Mamma." Im Garten vor dem Zanolar'schen Anwesen tranken wir dann - Wein, und ich durfte noch den riesigen Privatweinkeller angucken. Das andere Mal, als Renzo Zanolari und ich Wein tranken, war so um die Jahrtausendwende herum, in Bern, und zwar versuchten wir uns, beide 1974er, an einem Roten desselben Jahrganges. Naja, man konnte ihn ämu trinken und sich jedenfalls am Jahrgang erfreuen. Klammer zu.

Das Churerbier Spezial ist sehr hopfig im Geschmack, Richtung fruchtig-hopfig und nicht bitter-hopfig (Negativbeispiel Feldschlösschen Hopfenperle). Es hat 5.2 % und ist trüb. Um es stilvoll trinken zu können, klaube ich die beiden alten Churer-Bier-Tulpen vom Küchenfenstervorhangsims und hole vom Estrich einen alten Churer-Bier-Bierteller. (Entschuldigung, aber die Dittographie hat sich nicht vermeiden lassen; es ist ja eben kein Churer Bierteller.) Eine Spur zu hefig im und für unseren Geschmack, aber schon gut. Bei Kleinen und Kleinsten sind wir nicht so streng.
getrunken am 19.8.11

Freitag, 12. August 2011

Bier 98: Der Hirschbräu Maibock

Helles Bockbier mit 6.5 Prozenten. Die Farbe ist etwas dunkler als hell; sattes Blond. Buah, das ist aber dickflüssig und süsslich. So richtig bockig. Wie die Rückenetikette beinahe hämisch vermerkt: "Für alle Liebhaber des etwas kräftigeren Genusses." Ganz im Sinne der Fisherman's-friends-Werbung "Sind sie zu stark, bist du zu schwach". Alsbald folgt gutdeutsche Werbesprache mit obligatorisch-mindestens-doppelten Adjektiven: "mit kräftig-malzigem Geschmack, feiner dezent spürbarer Hopfenblume und einem sommerlich-aromatischen Duftbouquet." Aha, jetzt wissen wir's. Also, das ist schon recht happig zum Trinken. Ich muss glaub' etwas dazu paffen oder scharfes fretten.

Die Brauerei befindet sich in Schwaben, im Allgäu und in Bayern. Wie das? So: Die Stadt Sonthofen, wo die Brauerei steht, ist die Kreisstadt des schwäbischen Landkreises Oberallgäu in Bayern. Wala. Ein bisschen Historie von der Homepage: Anno 1657 wird dem “Hirschwirt” Hans Papst gegen 30 Gulden Consensgeld eine “Bräustätt” mit “Brauerei-Gerechtigkeit” verliehen. 1859 kauft Josef Anton Höß die Brauerei und Wirtschaft. Noch heute ist die Brauerei im Besitze der Familie:





















Weiter lesen wir: "Am 23. Februar 1945 wird die Hirschbrauerei durch Fliegerbomben zerstört." Was wir nicht lesen: "Denn unsere Regierung hatte, jeglichem Realitätssinn abhold, immer noch nicht kapituliert. (Und die Österreicher schrieen immer noch bravo.)" Was wir ebenfalls nicht lesen: "Weit bedeutender als der 23. Februar 1945 ist ja der 23. Februar 1974, speziell 14 Uhr in Langenthal BE, da kommen die Ganz Geilen Siechen auf die Welt." (Übrigens nur 45 Minuten nach Spitaleintritt der Mutter, wärsimerde.)
getrunken am 12.8.11

Bier 97: Boxer Old

Über die Brauerei Boxer ist bei den Bieren Nr. 5 und 57 schon die Rede gewesen; konzentrieren wir uns hier also aufs Getränk. Boxer Old, das süffige Lagerbier mit 5.2 % (!) Alkoholgehalt. Jugenderinnerungen! Bügelflasche! Altes Schützenhaus Aarwangen! SGL-Feste! Jetzt sind wir doch vom Getränk als solchem abgekommen. Aber im Boxer Old steckt eben Nostalgie. Herrlich!

Zu erwähnen ist noch der praktische Abzieh-Splint-Verschluss. Gibt es doch nichts Mühsameres in der Milchstrasse als die sogenannten Drehverschlüsse, die eigentlich Handverletzverschlüsse heissen sollten.
getrunken am 12.8.11

Bier 96: Zulgbier "Das Rauchige"

Seit 2006 braut René Linder in Steffisburg sein Zulgbier. Die Zulg ist der Fluss, der im Hohgantgebiet entspringt, durchs Eriz fliesst und in Steffisburg in die Aare mündet. Heute haben wir "Das Rauchige". Laut Rückenetikette wird das Malz selber "in der eigenen Rauchkammer" aromatisiert, und in der Tat schmekt man eine zarte Rauchnote heraus. Aber dezent; das Bier ist chüschtig, aber immer noch süffig. 5.5 % Alkohol.
getrunken am 12.8.11

Donnerstag, 11. August 2011

Bier 95: As Jùscht's Amber spezial

So ein Bier kommt gerade just. Mmh, das ist gut! Geht so in Richtung red ale. Die Farbe kann leider nicht eruiert werden, weil ich es im Marzili aus der Flasche trinke. Aber der Alkoholgehalt sei genannt: 5.4 %. Ein gutes Bier für einen Tag, an dem man am Morgen ein Haus gekauft und am Nachmittag einen Heiratstermin gebucht hat.
getrunken am 11.8.11



Mittlerweile haben die Juschter neue Etiketten gestaltet (Nachtrag am 2.6.12):


Samstag, 6. August 2011

Bier 94: As Jùscht's Weissbier

Das Bier mit den tausend Namen. Ämu viereinhalb. Stehen alle auf der Etikette: "As Jùscht's" - "Weissbier" - "Hefe-Weizen" - "Seisler-Bier" - "Fleisch und Brau AG, 3186 Düdingen". Die angegebene Homepage www.juschts.ch funktioniert nicht. Unter www.fleischundbrau.ch kommt man etwas weiter, aber unter "unser Bier" heisst es eben "Seite in Arbeit". Schön natürlich der Seisler Dialekt und die (selbstironische?) Wahl des Fchübuuchgöch Paradeklischeewortes "juscht".

Das Bier hat 5.4 % Alkohol, ist etwas dumpf im Geschmack, aber nicht schlecht. (Ein Weizen kann eigentich gar niccht richtig schlecht sein.)
getrunken am 6.8.11


Donnerstag, 4. August 2011

Bier 93: Appenzeller Birra da Ris Nostrana Ticinese

Ein Reisbier ist ja grundsätzlich nichts Neues. (Budweiser USA, pfui! Karbacher Reisperle, schnüff!) Hier nun also das Appenzeller-Tessiner Pendant zum Kastanienbier. So weltoffen sind die Appenzeller gerade noch. Warum eigentlich Pendant und nicht Pendent? Es heisst auf Lateinisch ja pendēre und nicht pendare. E-Konjugation, hey Mann! Den Deutschen ist dies übrigens egal. Der Berner Theaterwissenschaftsprofessor Andreas Kotte in einem Vortrag gegen Ende der 1990er Jahre: "das P-hhang DANG" (man muss sich die zweite Silbe übermässig betont und ca. eine Oktave höher als die erste vorstellen).

Unser Bier hier: Sehr hell in der Farbe, wie es Biere mit Reisanteil zu sein pflegen. 5.0 % Alkohol. Sehr mild im Geschmack; auch dies pflegen Biere mit Reisanteil zu sein. Das Tessiner Reisanbaugebiet ist übrigens das nördlichste der Welt. Unser Bier hier also mit einer Superlative. Vertrieben wird der Reis durch die Firma Terreni alla Maggia SA in Ascona. Auch die Braugerste stammt aus dem Tessin!
getrunken am 4.8.11

Bier 92: Astra Urtyp

Das mildere der beiden Hamburger Biere (confer Bier 68: Holsten Pilsener). Dennoch bitter, aus Norddeutschland eben. Noch in der alten 33cl-Flasche, eine Form, die ursprünglich aus der Schweiz kam. 4.9 %.
getrunken am 4.8.11

Mittwoch, 3. August 2011

Bier 91: Appenzeller Castégna

Wieder eine Spezialität aus dem Hause Appenzell. Es ist auso tatsächlich noch Kastanie drin. Farbe: trübes Dunkelblond, Alkohol: 5.0 %. Der Geschmack ist gut, aber man könnte jetzt nicht sagen, was genau der Kastaniengeschmack ist. Ah, doch, bei abnehmender Temperatur kommt der Cheschtelegoût tatsächlich zur Geltung. - Auf der Etikette sieht man für einmal nicht das Appenzellerland, sondern ein Tesiner Bergtäli, das auch das Bergell sein könnte, und den Luganersee mit Monte San Salvatore im Hintergrund. Der Name klingt wie eine Mischung aus dem italienischen "castagne" und dem Bergeller Ort Castasegna. Wenn man von Soglio, wo ich im berühmten Gärtli des Palazzo Salis auch schon so ein Castegna getrunken habe, nach Castasegna hinunterwandert, kommt man durch schöne Kastanienwälder. Die Appenzeller schreiben auf ihrer Homepage, das Bier sei "anfangs hauptsächlich für den [sic] Tessin entwickelt" worden. Ob sie das Bier einfach hineingekippt haben, ist unklar.

Die Kastanie war lange Zeit ein Grundnahrungsmittel im Tessin. Kartoffeln kamen im 18. Jh., Mais erst im 19. Jh. ins Tessin. Gute Informationen findet man in den einleitenden Kapiteln von Marianne Kaltenbachs Tessiner Küche (Bern: Hallwag 1983) und Gianni Bertossas I mazzafam. Originalrezepte aus den Südtälern Graubündens. (Aarau: AT 2009).
getrunken am 3.8.11