Freitag, 3. Februar 2012

Bier 144: Astra Rotlicht

Uffrt. So nennt man in unseren Breitengraden das Phänomen, das gemeinhin unter "Christi Himmelfahrt" bekannt ist. (Wobei es sich die Katholen natürlich nicht haben nehmen lassen, auch eine 'Mariä Himmelfahrt' nachzuschieben, was nicht nur eine Vergewaltigung des menschlichen Verstandes ist, sondern auch der lateinischen Orthographie, Monophthongisierung des ae hin ider her.) Da nennt man immer den Islam rückständig, aber die Christen machen zum Gedenken, dass da jemand vor 2000 Jahren in Fleisch und Blut in den Himmel geschwebt sein soll, in ganz Europa sämtliche Läden und Firmen dicht. Wie heisst es doch unter anderem in der Bibu? (Zuerst immer Markus, der älteste.)

Markus 16, 19: Nachdem nun der Herr, Jesus, zu ihnen geredet hatte, wurde er in den Himmel emporgehoben und setzte sich zur Rechten Gottes.
Apostelgeschichte 1, 9–10: Als er dies gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Und während sie ihm unverwandt nachschauten, wie er in den Himmel auffuhr, ...

Hebräer 4, 14
Da wir nun einen grossen Hohen Priester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns am Bekenntnis festhalten.


1. Petrus 3, 22: ... der in den Himmel aufgefahren ist und jetzt zur Rechten Gottes sitzt, nachdem ihm die Engel, die Mächte und die Gewalten unterworfen worden sind.

Also auf jeden Fall sind S und ich an der Uffrt 2011 auch in den Himmel aufgefahren. Vorher das gut einjährige Kind, den unter anderem genannten Chnüschperli, zu den Schwiegereltern gebracht, um 4.21 den Zug von Bern nach Kloten genommen (fährt nicht via Zürich; dasch no luschtig), um 6.30 eben in den Himmel aufgefahren, um 8.00 in Hamburg gelandet und um halb zehn schon im kultig-trendigen Schanzenviertel beim Zmörgele eeh Frühstücken. Nicht ohne zuvor natürlich noch beim Schlachtereibedarf Jürges Friedrich an der Schanzenstrasse eine weitere Lochscheibe für meinen Fleischwolf gekauft zu haben. Das hat Tradition.

Übrigens sind wir im Himmel während des Flugs nicht mit diesem Jesus kollidiert, obwohl er doch ausdrücklich in Fleisch und Blut aufgefahren ist und jetzt eigentlich immer noch "zur Rechten Gottes sitzt". Wie man im Weltall Rechts und Links festlegen kann, bleibt unklar, ebenso, was für Stühle die beiden wohl haben. Und "Engel, Mächte und Gewalten" seien ihm unterworfen: ὑποταγέντων αὐτῷ ἀγγέλων καὶ ἐξουσιῶν καὶ δυνάμεων. Da hat der Heilige Geist einen schönen Genitivus absolutus hingelegt. Ganz ohne Extrawürste hält er's nicht aus, verwendet er für das Verb ὑποτάττω doch den seltenen starken Aorist passiv ὑπετάγην statt der regelmässigen schwachen Form ὑπετάχθην. Und handelt es sich bei ἐξουσιῶν καὶ δυνάμεων um ein Hendiadyoin, um eine stilistische Laune des Heiligen Geistes, oder will er wirklich ἐξουσία (Erlaubnis) von δύναμις (Macht) abgrenzen? Das weiss nur einer. Der Heilige Geist. Und noch einer. Gott. Und vielleicht noch der zu seiner Rechten. Womit wir dann nicht mehr bei einem Monotheismus, sondern bei einem Tritheismus wären, was schon fast poly ist.


Und jetzt aber endlich zu etwas Hochstehendem: Spätnachts mit S auf die Reeperbahn gehen, durch Sexshops schlendern, an der U-Bahn-Station Starkbier kaufen. Hier ist es also, vier Monate nach Ablaufdatum getrunken, aber immer noch tiptop: Das Astra Rotlicht 6.0 %. Schöne kupferne Farbe, hohe Bitterkeit, "gebraut mit Liebe und mehr Alkohol", was eigentlich inkorrekt ist (so inkorrekt wie das Wort "unkorrekt"), da der Alkohol ja erst nach dem Brauen, bei der Gärung, entsteht. Süffig, chüschtig. Man merkt die 6 % nicht. Astra Rotlicht: auf jeden Fall ein gutes Bier.
getrunken am 3.2.12












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