(Vorbemerkung: Wer hätte gedacht, dass jemand tatsächlich einmal einen Apostroph vor einem S korrekt einsetzt, nämlich als Ersatz fürs elidierte E? Hut ab!)
Welche Wahl trifft man, wenn man Biere degustiert und bespricht und beim einhundertsten anlangt, also sozusagen beim Jubiläumsbier? Meine fiel auf den Ort, wo meine Bierkarriere begann: Schaan in Liechtenstein. - Ja, aber, das war doch das Wallis? wird unser aufmerksamer Leser nun verwirrt brummen, die Stirne in Falten gelegt. (Der noch aufmerksamere Leser wird, nicht minder verwirrten Geistes, noch hinzubrummen: im sagenumwobenen Langlauflager 1991?) Eigentlich begann meine Bierkarriere eben in Liechtenstein, aber nur fast, als Präambel, als Prooimion, als Goldstreifen am Horizont - und ein gutes halbes Jahr vor dem sagenumwobenen Langlauflager 1991.
Man schrieb das Jahr 1990, und sieben junge Burschen waren frohgemut, das Untergymnasium hinter sich, das Gymnasium vor sich, von Langenthal aus mit dem Velo über Huttwil - Luzern - Altdorf - Klausenpass - Linthal - (Braunwald -) und Sargans nach Schaan FL gefahren. (Wobei, frank gesprochen, und auch frei, es dem Armin A. aus N. auf der Klausenpasshöhe nicht mehr so froh ums Gemüthe war und er sich, gezeichnet vor Erschöpfung nach dem Aufstieg, im Restaurant des Hotels Klausenpasshöhe - kreideweiss und kaltschweissnass - auf die Tischplatte erbrach. Worauf Beat Pl., nachmaliger Augenarzt, der später hereingekommen war, als die Cochonnerie schon geputzt war, gierig Armins restliche Pommes frites aufass, auf denen ganz ganz sicher einige Spritzer gelandet waren.)
Ad rem: Schaan also, Sitz des Liechtensteiner Brauhauses seit 2007 (die letzte Brauerei des Ländles, auch in Schaan, schloss 1917 infolge kriegsbedingten Rohstoffmangels), und dort kehrten wir, die sieben Jünglinge, im Sommer 1990 also ein, um ein Abendessen einzunehmen. Ich erkundigte mich beim Kellner nach Getränken im Offenausschank, und er fragte zurück: "Was möchtn's denn offn ausgschenggt habn? A Kübl Bia?" Die Frage war wahrscheinlich durchaus ernst gemeint (ich war 16 1/3 Jahre alt), aber Alkohol war für uns alle damals dermassen kein Thema, dass ich mir veräppelt vorkam und mich verunsichert an die Freunde wandte: "Dä duet blöd?!?" Bestellen tat ich dann Coca-Cola, und so segelte ich aufrechten Hauptes an meinem ersten Bier vorbei.
Zum Bier: Das ist nicht fein, wenn wir schon frank sprechen, und auch frei. 5.0 % Alkohol hat's drin. Was zum Geier sonst noch? Kohlrabi? Und/oder hat man dem Brauer Buchweizen untergejubelt? (Kein Zufall, hat die Brauerei an den Solothurner Biertagen 2011 vier ihrer Biere prämiert bekommen, aber nicht dieses da. Eines wurde sogar Schweizer [!] Bier des Jahres.) Armes Volk dort. Das Bier schmeckt nicht, und der Herr Thronfolger Fürstensohn verkündet dem Volke, es könne ruhig über die Fristenregelung bezüglich Schwangerschaftsabbruch abstimmen, am Ende werde er es so oder so nicht zulassen. So geht das bei theokratisch angehauchten Monarchien, wo man ausser dem Horten von unversteuertem Geld nicht viel kann. Aber ist nicht jedermann seines eigenen Glückes der Schmied, und es darf katholisch sein, wer will? Wir Aufgeklärten enthalten uns vornehm weiterer Kommentare.
Aber zum Glück hat meine Bierkarriere damals nicht mit so etwas begonnen, abgesehen davon, dass einem das allererste Bier ohnehin nie schmeckt, so auch das Walliser ein gutes halbes Jahr später nicht. Aber äbe, per aspera ad astra. (Aber nicht so asper wie das Liechtensteiner Brauhaus Hell's.)
getrunken am 1.9.11
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