und noch einmal ganz deutlich:
So. Und einen geschenkten Gaul setzt man halt doch ans Maul. Das war übrigens im Coop, wo eine Frau einen ganzen Stand aufgebaut, aber niemanden zu Gast hatte. Da erbarmte ich mich ihrer. (Wie schön sind doch Verben mit Genitivobjekt! [Da darf ich noch an einen anderen Spruch zum Thema erinnern: "begierig, kundig, eingedenk, teilhaftig, mächtig, voll." Das will ich einmal auf dem Grabstein.]) Sie schenkte mir dreimal von so einem Amber aus - beim vierten Mal lehnte ich ab. Dazu betete sie die einstudierten Sprüchlein runter: "Ja, die Damen haben es auch gern, weil es nicht so bitter ist." Sie war aber eine sehr nette Frau.
Das Bier ist in der Tat wohlgeraten. Ist es doch tatsächlich "auf Eichenholz gereift", was ziemlich sicher bedeutet, dass sie Holzschnitzel in die Lagertanks werfen, öppe chuum ganze Eichenfässer zum Reifen verwenden. Aber der Barriquegeschmack ist deutlich und, man muss es sagen, wirklich gut. Der Alkoholgehalt ist 5.2 %, und die Farbe ist, sagen wir mal, amber.
Ja, amber ist ein bisschen zur Modeerscheinung geworden. Als erster kam ja 1982 Martin Wartmann mit seinem Ittinger Klosterbräu auf den Schweizer Markt, damas noch in der Actienbrauerei Frauenfeld gebraut, inzwischen bei Heineken-Calanda in Chur. Dann gibt es in der Schweiz (mal abgesehen von den Heim- und Kleinstbrauern) das Falken Eidgenoss amber (siehe Bier 105), dann das Basler Unser Bier amber (siehe Bier 77) und natürlich das Aare Bier amber aus Bargen bei Aarberg.
Das damalige Amber war nicht im Handel erhältlich, sondern nur "in exklusiv ausgewählten Gastronomiebetrieben". Es war eine Eintagsfliege, nach mittelgross-halbherzigem Ankündigungs-Traritrara hörte und sah man nichts mehr vom Castello Sélection Amber.
Und nun also ein "Sélection Amber"; alles also schon mal gehabt. Mal sehen, was passiert und wie es läuft. (Also am Geschmack soll's, wie gesagt, nicht scheitern.) Und man hat nun gerade konsequent durchgegriffen und gleich auch das füdlegewöhnliche uralte Spez, das Hopfenperle, unter das Label "Sélection" genommen, ebenso das dunkle Spezialbier "Dunkle Perle". Biervielfalt zu pflegen ist ja lobenswert, aber die Souaffe hätten besser andere Biere nicht dem Tod geweiht: die herrlichen Starkbiere Warteck Tambour und Cardinal Rheingold, das einmalige Warteck alt, das wunderbar milde Löwenbräu Zürich Lager zum Beispiel. Und auch den Hürlimann-Spezialitäten (Gold, Samichlaus, Dreikönig, Five star, Hexenbräu) könnte man fast nachtrauern, wäre man nicht ein Langenthaler.
getrunken am 22.9.11
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