Donnerstag, 26. April 2012

Bier 159: Störtebeker Frei-Bier

Ah, eine meiner absoluten Lieblingsbrauereien (siehe Stralsunder und Störtebeker-Biere)! Heute einmal das alkoholfreie Pilsener: das Störtebeker Frei-Bier. Süsslich (wie die alkoholfreien Biere halt sind) auf der Zunge vorne, hinten dann markant bitter. Ein gutes Alkoholfreies! Das Glas passt übrigens nicht schlecht; kommt doch das Brauwasser aus dieser Quelle.

Frappant der Text auf der Rückseite: "Für einen klaren Kopf bei deinem nächsten Abenteuer." Das kann man so sagen. Ich befindet mich in der kleinen Hafenstadt Tönning auf der Halbinsel Eiderstedt, Kreis Nordfriesland, Bundesland Schleswig-Holstein, und werde morgen auf dem Leuchtturm Westerhever Sand heiraten. Danach wird es aber ein Flensburger geben!
getrunken am 26.4.12




Donnerstag, 19. April 2012

Bier 157: Boxer Cowboy's Beer

Heute begeht der SBV (Schweizer Brauerei-Verband, das frühere Kartell, genannt "Schweizerischer Bierbrauerverein") zum ersten Mal den "Tag des Schweizer Bieres" und feiert gleichzeitig sein 135jähriges Bestehen. (Leute, die "Guiness" schreiben, hätten jetzt wohl "135jähriges Jubiläum" geschrieben.) Da trinken wir natürlich nicht nur ein Bier aus Boston Massachusetts (siehe vorderes Bier), sondern auch noch ein Schweizer Bier. Nun sind wir ja Freunde der Ironie, und deshalb ist es erstens ein Bier der Brauerei Boxer, die weder damals dem Kartell noch heute dem SBV angehört, und zweitens ist es ein Bier, das für den Export gebraut wird.

Das Cowboy's Beer ist im vergriffenen Schweizer Bierbuch (1. Aulflage 1985, 2. Auflage 1987; man hat natürlich beide im Regaauu) noch als Spezialbier im Sortiment aufgeführt - bei den Nichtmitglieds-Brauereien, explizit. Es ist hopfiger als das "Old" (das Lager), aber schwächer im Abgang. Hat mit 5.3 % auch ein Promille mehr als das Old mit 5.2.

Das Fest findet heute Abend (während ich dies hier schreibe) mit den 16 Mitgliedsbrauereien in Zürich statt. Zum ersten Mal seit 1995 wird auch wieder der Bier-Orden "AD GLORIAM CEREVISIAE" verliehen, und alle Träger sind eingeladen. Ich habe zwar einen, aber aus dem Nachlass von jemandem. Schonoblööd.
getrunken am 19.4.12



























Schöne alte Bierteller, hä. Hier noch die Etikette vergrössert:

Bier 156: Samuel Adams Boston Ale

Als absoluter Fan des Samuel Adams Boston Lager kaufte ich das Ale, das ich heute zum ersten Mal in der Schweiz (und überhaupt) sah, sofort. Und war enttäuscht. Der Text auf dem Flaschenhals bringt es auf den Punkt: "smoother than most ales and richer than most lagers". Ich würde sagen: Für ein Ale klar zuwenig Charakter, fast kein Abgang, einfach stärker gehopft und daher bitter, aber ohne Vollmundigkeit. Schlechter also als most ales, und schlechter auch als das (Samuel Adams Boston) Lager. Und mit 4.8 % hat es auch noch ein Promille weniger Volumenprozente Aklohol als das Lager mit 4.9 %. Also, da kann ich gut eine 200-Gramm-Scheibe Schwartenmagen essen und Dijonsenf dazu. Und siehe da - der letzte Schluck scheint chüschtiger und mit mehr Tief- und Abgang!

Interessant auch immer das Umweltbewusstsein der US-Amerikaner: "IA MA VT ME CT NY OR HI 5¢ DEP, MI 10¢ DEP. Fast nur im Osten (und im Norden) wird also ein Depot von 5 cents erhoben, und zwar in den Staaten Iowa, Massachusetts, Vermont, Maine, Connecticut, New York, Oregon und Hawaii (!); in Michigan immerhin 10 cents. (Ich hoffe, die Staaten richtig aus dem Kopf entschlüsselt und buchstabiert zu haben.)

Hier noch der offizielle Steckbrief:
A smooth, refined version of a classic ale.

Samuel Adams® Boston Ale was first brewed to celebrate the opening of our Boston Brewery. Like Samuel Adams Boston Lager®, it originated as an old family recipe rescued by Jim Koch from his father's attic. Samuel Adams Boston Ale, a stock ale, has distinct earthy and spicy notes from the traditional English ale hops supported by sweet caramel malt notes.  The ale yeast imparts a variety of fruit and ester notes while longer, cooler fermentation adds smoothness and complexity.

As a stock ale, Boston Ale has its roots in colonial New England.  One of the few styles to originate in the United States, stock ales began over a century ago when the beer was carefully aged in barrels in cool rooms called “stock cellars”.  Essentially this process creates an ale that’s been lagered so the taste tends to have characteristics of both. This technique imparted a smoothness and body which became the hallmark of this style.
Keeping with the stock ale style, Samuel Adams Boston Ale is fermented at warmer ale temperatures.  The beer is then krausened like Boston Lager and dry hopped at cold temperatures like a lager.  The English hops used in Boston Ale give it an earthy, spicy character that complements the sweetness from caramel malt.  The resulting beer is smoother than most ales and richer than most lagers with a round, robust taste.

Flavor: Bright, citrus aromas and earthy flavors from the traditional English ale hops and a full bodied caramel malt sweetness.
Color: Red to amber, 14 SRM
Original Gravity: 13.2° Plato
Alcohol by Vol/Wt: 5.4%ABV – 4.2%ABW
Calories/12 oz.: 188
IBUs: 34
Malt Varieties: Two-row Harrington, Metcalfe, and Copeland pale malts, and Caramel 60
Hop Varieties: Hallertau Mittelfrueh Noble hops, East Kent Goldings, and Fuggles
Yeast Strain: Samuel Adams ale yeast
Availability: Year round
First Brewed: 1988


Eigenartig: auf meiner Flasche hier steht eben 4.8 % by vol., und oben 5.4. Auf meiner Flasche steht allerdings noch recht viel Finnisches und Schwedisches (z. B. "Sisältää Ohramallasta" gleich Schwedisch "Innehåller: Kornmalt"), dass die Vermutung naheliegt, das Bier habe für die dortigen Märkte abgeschwächt werden müssen - "Stark öl" steht ämu drauf.

Wer war eigentlich dieser Samuel Adams? Ich hätte nur noch ganz wenig gewusst. Und da besucht man ein Jahr lang American history an einer U. S. high school! Also: geboren (1722) und gestorben (1803) in Boston, Bierbrauer, Staatsmann, Mitorganisator der "Boston Tea Party" (aus Protest gegen englische Steuern warf man eine ganze Schiffsladung Tee in den Bostoner Hafen, eine Voraktion zum Unabhängigkeitskrieg), Mitunterzeichner der Unabhängigkeitserklärung. Das ist auch schon knapp 20 Jahre her, dass ich das an der high school hatte, da weiss ich nicht mehr viele Details. Aber damals war ich schon gut: Am Schluss des Jahres sagte der Geschichtslehrer: "Now! To those of you who are Americans. You've got your butts kicked - through the wall - by two foreigners, who have never EVER had U. S. history in their lives. I find that somewhat embarrassing." (Es war noch ein Deutscher Gastaschüler in der Klasse.) So. Den Spruch musste ich irgendwann aufs Internet kippen. Er ist sooo schön.

Die Brauerei heute geht übrigens nicht auf die Brauerei der Adams zurück. Samuel übernahm sie vor seiner Politikerkarriere von seinem Vater und stellte nach 20 Jahren wegen zu geringen Erfolges das Brauen ein.
getrunken am 19.4.12

Mittwoch, 18. April 2012

Bier 155: Bier Paul 06 (Bockbier naturtrüb)

(Zur Brauerei und weshalb ein Erusbacher Glas: siehe Bier Nr. 124.) Farbe: trübes, dunkles Kupferrot: prächtig. Dichter, beiger Schaum, 7.0 % Alkohol. Es ist ein Saisonbier von Paul, wie wir gleich lesen können werden (und zwar O-Ton Ralf Paul auf seiner Homepage).

Vollmundig-malzig, aber doch recht stark gehopft und fruchtig-bitter; süffig jedenfalls für 7 Volumenprozente.

Hier nun der Meister himself:


Nur zur Fastenzeit

bier paul 06 - Bockbier naturtrüb

Das bier paul 06 - Bockbier naturtrüb ist der saisonale Hochgenuss zur Fastenzeit. Das rötlichbraune Starkbier hat einen weichen Körper und eine sanfte Bittere.
Das nach alter Machart gebraute bier paul 06 ist ein naturbelassenes Bockbier. Bereits am Anfang des 17. Jahrhundert brauten Mönche nahrhafte Starkbiere zur Fastenzeit und nahmen diese als «flüssiges Brot» zu sich. Das malzblumige und vollmundige Bockbier hat einen Alkoholgehalt von 7.0%-vol. Durch die über zehnwöchige Reifung im Lagertank erhält das rötlichbraune bier paul 06 seinen weichen Körper und die sanfte Bittere.

Das Bier Paul 06 entspricht höchstsehrstwahrstscheinlichst dem Erusbacher Frühlingsbock.
getrunken am 18.4.12

Bier 154: Staropramen Černý Ležák (dunkel)

Dass "černý" auf Tschechisch "schwarz" heisst, wissen wir jetzt afe. Und ležák heisst Lagerbier. Staropramen, das Bier aus Prag seit 1869. Was nicht ganz stimmt, denn diese Zahl auf der Etikette bezeichnet das Jahr der Grundsteinlegung (23. Oktober). 1871 war die Brauerei fertig; gemälzt wurde zum ersten Mal am 17. Februar, gebraut am 1. Mai und verkauft am 15. Juli.
Dunkles, sattes Braun. Im Mund zuerst süsslich, dann im Abgang schöne Röstaromen mit Bitterkeit im Schlepptau. Wowou, Dunkles machen können die Tschechen ausgezeichnet. Verwendet wird übrigens laut Etikette tschechisches Gerstenmalz (ječný slad český), aber auch bavorský, i. e. bayrisches. Und Farbstoff haben sie auch noch reingetan, diese Čechen: karamelový, barevný.
getrunken am 18.4.12

Donnerstag, 5. April 2012

Bier 153: Neumarkter Lammsbräu Pils

Neumarkter Lammsbräu "Zzzisch ®" ®! So einen doofen Namen auch noch für Geld registrieren und schützen lassen! Aber der Geschmack ist köstlich. Mit diesem "Edelpils" (früher, vor den Zzzischzeiten, hiess es glaub' ich einfach "Pilsner", in vergangenen Zeiten, als wir das Bier noch als Gymnasiasten im Langenthaler Bioladen 'Kornblume' kauften [und so nicht nur das Weizenbier entdeckten, sondern DAS Weizenbier entdeckten!]) ist die Brauerei nach dem Negativerlebnis mit dem alkoholfreien Weissen (siehe Bier Nummer xxx) (das hat man davon, wenn man alkoholfreie Getränke trinkt: Enttäuschung, Eschütterung, Missvergnügen, Unzufriedenheit, Niedergeschlagenheit, Amoklaufstimmung, Verdruss, Ekel, Abscheu.) definitiv rehabilitiert. (Wer hat noch gewusst, wie der Satz begonnen hatte?) Unser Pils heute also: bitter, aber gehaltvoll, 4.7 % Alkohol.

Jetzt noch ein Wort zur Rückenetikette, und hier wird es wieder doof. Die Deutschen mit ihren verdammten, läppischen Dopppelatributen! Ich wiederhole mich: Auf der Speisekarte ist der Salat grundsätzlich "gartenfrisch", Krabben sind "fangfrisch" (dabei werden Nordseekrabben bekanntlich in Vietnam geschält und zurückgefahren); ein Restaurant auf der Insel Amrum pries 2009 am Arsch der Welt "Baguette [das war gleub' ich sogar richtig geschrieben] frisch vom Franzosen um die Ecke" an, obwohl weit und breit kein Haus zu sehen. Jetzt also vorliegende Etikette: "Strohgelb, hell leuchend und glanzfein klar. Gekrönt von feinporigem, schneeweißem Schaum. Im Geruch sind ausgeprägte Hopfennoten erkennbar. Im Geschmack angenehm rezent. Die bittere Anmutung des Hopfens ist sehr rund im Nachtrunk."

Da wird ein Volk grauenhaft verarscht. Einmal mehr. Wann lernt es endlich, sich nicht von plumper Rhetorik verführen zu lassen? Wahrscheinlich heisst es dann, wenn man die Leute dereinst mit solchen Bieretiketten konfrontieren wird: "Wiahamnixgewusst!"
getrunken am 5.4.12