Und zwar grad aus der Dose. Nicht so stilvoll, aber eigentlich eine ideale Bierverpackung, da lichtundurchlässig. (Nicht für nichts wird Bier in grünes oder noch besser braunes Glas abgefüllt, und noch weniger erstaunlich ist es, dass die Biere in Weissglas nach nichts schmecken - Huhn oder Ei? - zum Beispiel Corona, Miller Genuine Draft und andere Unglücksfälle & Verbrechen.) Damit kein Missverständnis entsteht: nicht aus der Dose getrunken natürlich, sondern ab Dose ins Glas geschenkt. Unser Bier heute ist von der Brauerei Löwenbräu in München gebraut worden. Duft: Banane. Im Mund mild, auch ein wenig bananig, aber nicht so sehr wie in der Nase. Weniger hefig als andere Hefeweizen, auch süffiger. Das kommt einem ja entgegen, wenn man es in München aus dem Masskrug trinkt. "Münchner Brau-Tradition" steht auf der Büchse. Das ist jetzt einmal nicht übertrieben (z. B. beim Boxer steht "vergoren und gereift nach alter Tradition" - ach wirklich? als gäbe es hundert Arten, Bier zu brauen). Löwenbräu München: seit 1383, das reicht eigentlich schon.
Auf der Dose ist noch mehr Interessantes zu sehen. Das Wappen, ein Löwe, links und rechts auch noch gerade je von einem Löwen flankiert, etwas eigenartig. Und es ist neben dem Alkohol (5.2 Volumenprozente) auch die Stammwürze angegeben: 11.8 Gewichtsprozente. Das Verreckteste: "Münchener Bier ist eine geschützte geographische Angabe." Ein Hurra dem ph, ein Stirnrunzeln dem e in Münchener. Sei ja laut Duden erlaubt. (Heute gibt's bekanntlich fast zu jedem Wort gestattete Varianten. Man stelle sich mal vor, man würde bei den Strassenverkehrsregeln Varianten einführen, weil man die Leute nicht für fähig hielte, sie sich zu merken.) Zurück zum Thema: also ein richtiges AOC-Bier! Das ergibt schon Sinn, ist doch "Münchner" wie "Pils(e)ner" ein eigener Bierstil. Was man in Pilsen jedoch verpasst hat, gilt für München strikte: Nur die sechs Brauereien auf Stadtgebiet dürfen ihr Bier Münchner nennen: Löwenbräu, Spaten, Augustiner, Hacker-Pschorr, Paulaner und Hofbräu.
Schliesslich ist die Dose ein kleines Wörterbuch, und zwar bei der Inhaltsangabe ("Vollbier. Zutaten: [...]"). So kann man beispielsweise kombinieren, dass Weizen auf spanisch trigo heisst, auf italienisch frumento (sozusagen nicht pars pro toto, sondern totum pro parte). Hefe heisst auf holländisch gist. Zudem sind die Zutaten noch auf englisch und französisch angegeben. Als Herkunftsland steht "Germany Allemagne Germania Alemania Alemanha Duitsland". Aha, da kommt noch Portugiesisch dazu (Alemanha)! Auch die Bezeichnung "Cerveja". Ganz speziell dann der Hinweis aufs Ablaufdatum: auf deutsch ("Mindestens haltbar bis Ende: Siehe Dosenboden"), englisch, französisch, italienisch, spanisch, portugiesisch, holländisch und ... finnisch ... und ... schwedisch! Das klingt dann so: "Parasta ennen: katso pohja" resp. "Bäst före: se botten". Zum Schluss noch die absurden - um nicht zu sagen: hohlen - anglosächsischen Hohlmasse: Wie einer Dosenaufschrift zu entnehmen ist, entspricht ein halber Liter 16.9 Flüssigunzen in Amerika, hingegen 17.6 Flüssigunzen im British Empire.
getrunken am 22.1.11
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