"Märzen Export": Ja, was denn nun? Und doch gibt es einen Zusammenhang. Bevor man die Hefe als solche entdeckte, liess man das Bier in offenen Bottichen gären; in der Luft schwirrten genug (sogenannte wilde) Hefezellen herum, um die Gärung einzuleiten. Im Sommer konnte man nicht brauen; einerseits war die Luft zu voll solcher Hefen, und zur Gärung war andererseits die Temperatur zu hoch. Also braute man im März (oder auch April) ein letztes Bier, oft etwas stärker der Haltbarkeit wegen, und lagerte es bis September/Oktober in Kellern. Danach konnte man wieder brauen. Es ist also kein Oxymoron, wenn die Münchner Brauerei Hacker-Pschorr jeweils im Herbst ein "Oktoberfest Märzen" anbietet, da Märzenbiere eben eigentlich für den Herbst bestimmt sind. Item. Dieses hier ist von einer schönen dunkelblonden Farbe, hat 5.6 % und schmeckt vollmundig. (Ich hätte vorher besser keinen kubanischen "Bock"-Cigarillo geraucht. [Oder dann aber zu einem Bockbier natürlich.]) Die Rothaus-Brauerei ist ja vor allem für ihr Tannenzäpfle-Pils bekannt, das man auch in der Schweiz kaufen kann. Dieses Märzen habe ich aus Freiburg (im Breisgau, aber egal, es sind ja beide Zähringerstädte). Zum Schluss noch eine Kostprobe deutscher Werberhetorik vom Flaschenhals (in Deutschland heissen Kräuter ja ausschliesslich "frische Gartenkräuter", Fische heissen stets "fangfrisch vom Kutter", und Baguette heisst "Baguette frisch vom Franzosen um die Ecke" - so gesehen im Sommer 2009 auf der Nordseeinsel Amrum: weit und breit war kein anderes Haus in Sicht): "Das kristallklare, weiche Brauwasser aus 7 Quellen in 1000 m Höhe aus dem Urgestein des Hochschwarzwaldes macht Rothaus-Bier so wohlschmeckend und so bekömmlich." Zählt man ganz pingelig, kommt man auf insgesamt 14 Attribute, die Wasser und Bier beschreiben.
getrunken am 7.1.11
In 33-cl-Fläschli abgefült, heisst das Bier "Eiszäpfle". Inzwischen habe ich auch ein entsprechendes Glas.
getrunken am 22.6.11
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